Unsere Ringvorlesung

Jedes Semester organisieren wir unterstützt von der Abteilung Volkswirtschaftslehre eine Ringvorlesung, welche einen Blick in volkswirtschaftliche Themen geben soll, die im Studium nicht behandelt werden.

Die Ringvorlesungen stehen immer unter einem anderen Leitthema. So wurden in den letzten Semestern unter anderem die Plurale Ökonomik, Flucht und Migration sowie die Entwicklungsökonomik thematisiert. Im Rahmen der Ringvorlesungen fanden bereits Persönlichkeiten wie Lars Feld und Hans-Werner Sinn den Weg nach Mannheim.

Ziel der Ringvorlesung ist es, die Vorlesungen mit tagesaktuellen Themen aus Politik und Wirtschaft zu ergänzen und den Diskurs unter Studierenden anzuregen.

Reformen – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Ringvorlesung im Herbst-/Wintersemester 2019

Politischer Stillstand oder Reformen?

Eine Bewegung in Gestalt einer Reform entsteht in unserer modernen Gesellschaft nicht willkürlich oder gar zufällig. Sie ist in der Regel von langer Hand geplant und kann dabei im Voraus wohldurchdacht werden. Reformvorschläge und Untersuchungen über deren tatsächliche Folgen entstammen mitunter auch weitgefächert der Volkswirtschaftslehre und anderen Sozialwissenschaften. Doch fällt in der aktuellen öffentlichen Diskussion nicht immer häufiger das Wort „Reformstau“? Forderungen nach tiefgreifenderen Veränderungen gerade angesichts der zahlreichen drängenden Themen unserer Zeit werden immer lauter.

Warum stocken Reformen mitunter? Wie beurteilt man den Erfolg einer Reform? Und was kann die Volkswirtschaftslehre dazu beitragen, notwendige Reformen zu befördern?

Diesen und weiteren spannenden Fragen widmet sich die Ringvorlesung im HWS 2019. Als Abschluss wird ein interaktiver Workshop stattfinden.

Die Veranstaltungen finden jeweils von 19:00 bis 20:30 Uhr in Hörsaal SN 169 im Schlossgebäude statt. Studierende aller Fakultäten sowie externe Gäste sind zu allen Veranstaltungen herzlich eingeladen.

Fünf Herausforderungen bei der Evaluation von Politikmaßnahmen – und wie diese angegangen werden können

Prof. Dr. Jan Marcus | 18. September 2019

Referent

Prof. Dr. Jan Marcus ist Inhaber der Juniorprofessur für Volkswirtschafts­lehre, insbesondere Ökonometrie, an der Universität Hamburg und Research Associate am Deutschen Institut für Wirtschafts­forschung (DIW Berlin). Schwerpunkt seiner Forschung sind empirische Fragestellungen im Bereich der mikroökonomischen Bildungs- und Gesundheitsforschung, insbesondere die Evaluierung verschiedener Politikmaßnahmen wie bspw. G8-Schulreform, Studien­gebühren und Alkoholverkaufsverbote. Seine Forschung verbindet politisch relevante Fragestellungen mit neuesten statischen Verfahren und Strategien zur Identifikation kausaler Effekte.

Abstract

Welche Herausforderungen treten bei der empirischen Wirkungs­analyse von Reformen auf? Wie kann man diese Herausforderungen angehen? Anhand aktueller Beispiele insbesondere aus der Bildungs- und Gesundheitsökonomik behandelt die Veranstaltung vom 18. September diese Herausforderungen sowie mögliche Lösungs­vorschläge. Dabei werden unterschiedliche Phasen von Evaluations-Vorhaben erörtert – von der Ermittlung kausaler Zusammenhänge bis zur Kommunikation der Ergebnisse an Öffentlichkeit und Entscheidungs­träger.

Die Dynamik von Reformen im öffentlichen Sektor – Schlaglichter aus der externen Sicht

Ina Wietheger, Roland Berger | 16. Oktober 2019

Referent

Ina Wietheger ist Diplom-Volkwirtin (International Economics, Universität Tübingen). Nach ihrem Studium und Auslandsaufenthalten in Mexiko, USA und Simbabwe hat sie die Postgraduiertenausbildung am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Berlin, absolviert. Ihre berufliche Laufbahn begann bei PwC in der Auslandsabteilung und führte sie dann über die Beratung in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit (vorwiegend in Lateinamerika) im Jahr 2000 zu Roland Berger. Frau Wietheger verantwortet dort mittlerweile als Partnerin das Geschäft im Bereich Civil Economics (Public). Sie hat im Auftrag der EU sowie zahlreicher Bundesministerien gearbeitet und insbesondere Projekte zur Transformation öffentlicher Organisationen geleitet.

Abstract

Globalisierung, zunehmende Interdependenzen, geopolitische Veränderungen, Klimawandel und Ressourcenschutz, demografischer Wandel, Migration, Digitalisierung und die Zukunftsfähigkeit demokratischer Systeme sind nur einige der Phänomene, die die öffentliche Debatte bewegen. In einer sich ständig und in kürzeren Zyklen verändernden Umwelt ist der öffentliche Sektor in Verantwortung, neue Rahmenbedingungen aktiv mitzugestalten und seine Aufgabenwahrnehmung ständig anzupassen. Die Dynamik und Qualität, in der Reformen initiiert und gestaltet werden, stellt sich aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlich dar. Aus dem Blickwinkel der langjährigen Interaktion und Kooperation mit dem öffentlichen Sektor versuchen wir, Antworten auf folgende Fragen zu finden: Was sind die bestimmenden Faktoren für Reformen, ihren Erfolg und ihre Dynamik? Was sind die zukünftigen Anforderungen an den öffentlichen Sektor? Welche Veränderungen sind zu beobachten? Wo liegen die Herausforderungen und wie können diese bewältigt werden.

Reformoptionen für ein Bedingungsloses Grundeinkommen

Prof. Dr. Bernhard Neumärker, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg | 30. Oktober 2019

Referent

Prof. Dr. Bernhard Neumärker beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Fragen sozialer Gerechtigkeit, gesellschaftlicher Konflikte und staatlicher Reformbereitschaft aus ordnungspolitischer Perspektive. Seit einiger Zeit wendet er sein auf diesen Fragen aufbauendes Gerüst des „Neuen Ordoliberalismus“ und der „Sozialen Nachhaltigkeit“ auf das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) an und stellt dabei fest, dass das BGE all diese Fragen integriert und dabei eine interdisziplinäre Betrachtungsweise erzwingt, die vor allem neue Freiheits- und Gerechtigkeitsaspekte zur Weiterentwicklung des Ordoliberalismus hervorbringt. Seit 1. Juni 2019 ist Bernhard Neumärker Inhaber der Götz Werner Professur für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie an Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Abstract

Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist seit Jahren in der Diskussion um eine Sozialstaatsreform. Nach einer Einführung in das Konzept und seine grundlegenden Varianten werden verschiedene Reformoptionen und -strategien dargestellt und diskutiert. Dabei bestehen sowohl Praxisvorschläge wie Pilotexperimente, Grundrente oder Klimaprämie als auch theoretische Ideen (z.B. Sozialvertragsreformen, „Neuer Ordoliberalismus“ und Gemeinschaftsgutfinanzierung). Diese Vorschläge werden in den Zusammenhang mit den Herausforderungen des BGE an die Gesellschafts-, Wirtschafts- und Sozialpolitik gestellt und auf ihre Implementierungschancen hin diskutiert. Dabei wird zugleich in die vielfachen Facetten des BGE-Ansatzes eingeführt.

Reformvorhaben im politischen Prozess – Impulse und Dynamiken der Umsetzung

Dr. Astrid Klesse, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie | 13. November 2019

Referentin

Dr. Astrid Klesse leitet seit Juni 2017 die Unterabteilung „Grundsatzfragen der Wirtschaftspolitik“ in der wirtschaftspolitischen Abteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Zuvor war sie für einige Jahre in dieser Abteilung als Referatsleiterin tätig. Sie begann ihre berufliche Laufbahn als promovierte Diplom-Volkswirtin beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und hat anschließend im Bundeswirtschaftsministerium in verschiedenen Abteilungen gearbeitet, u. a. in der Industrie- und der Mittelstandsabteilung. Sie ist Mitglied des Aufsichtsrates der PD Partnerschaft Deutschland GmbH.

Abstract

Reformvorhaben treffen regelmäßig auf eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung. Sie werden begrüßt – einigen gehen sie aber auch zu weit, nach Ansicht anderer greifen sie zu kurz und wieder andere halten die jeweils eingeschlagene Richtung für verfehlt. Reformen bedeuten Veränderung und werden als Chance gesehen. Sie produzieren aber häufig Gewinner ebenso wie Verlierer.  Wie kommt eine Reformagenda zustande, wer gibt die Impulse, wer nimmt Einfluss und wie verlaufen Reformprozesse? Diese Fragen sollen anhand von wirtschaftspolitischen Beispielen aus der Bundespolitik diskutiert und illustriert werden.

20. November 2019  | Prof. Dr. Eckhard Janeba
Interaktiver Workshop zur Entwicklung von Reformen
Abstract: tba

Umweltökonomik

Ringvorlesung im Frühjahr-/Sommersemester 2019

Die Menschen sind sich mehr und mehr der Tatsache bewusst, dass ihre eigene Zukunft und die Zukunft ihrer Nachkommen ganz wesentlich vom künftigen Zustand der natürlichen Umwelt abhängig ist. Die Volkswirtschafts­lehre und hier speziell die Umweltökonomik kann mit ihren Konzepten und Methoden in vielfältiger Weise zum Verständnis der grundlegenden Problematiken beitragen sowie effektive und effiziente Lösungs­ansätze beisteuern.

Im Frühjahr-/Sommersemester 2019 werden sechs geladene Referentinnen und Referenten aktuelle Themen der Umweltökonomik beleuchten und dabei neben ihrem Vortrag auch Gelegenheit zur Diskussion geben. Die Veranstaltungen 1 bis 5 finden jeweils von 19:00 bis 20:30 Uhr in Hörsaal SN 169 im Schlossgebäude statt. Die sechste Veranstaltung findet von 19:00 bis 20:30 Uhr in Hörsaal M 003 im Mittelbau des Schlossgebäudes statt.

Effects of tipping points in the climate and other natural resource systems

Prof. Dr. Florian Diekert | 20. Februar 2019

Referent

Prof. Dr. Florian Diekert ist als Juniorprofessor am Alfred-Weber-Institut für Wirtschafts­wissenschaften der Universität Heidelberg tätig. Seine Forschungs­schwerpunkte liegen in den Gebieten der Umweltökonomie und Spieltheorie. Diekert studierte Umwelt- und Entwicklungs­ökonomie an der Universität Oslo. Dort lehrte und forschte er nach seiner Promotion im Jahr 2011 an der Fakultät für Sozial­wissenschaften sowie an der Fakultät für Mathematik und Natur­wissenschaften. Aufenthalte als Gast­wissenschaft­ler führten ihn an die Columbia University in New York und an die University of California in Santa Barbara.  Im September 2016 nahm er den Ruf an die Universität Heidelberg an.

Abstract

Viele natürliche Ressourcen waren durch komplexe ökologische Prozesse bestimmt, die Kipppunkte aufweisen können. Das Überschreiten eines solchen Klipppunktes kann desaströse und zum Teil unwiderrufliche Konsequenzen haben. So hat sich zum Beispiel der Dorschbestand vor der Ostküste Kanadas nach dem Zusammenbruch Anfang der 90’er Jahre bis heute nicht erholt. Auch der Dorschbestand vor der Ostküste Norwegens stand Ende der 80’er am Rande des Kollapses. Hier hat aber ein Zusammenspiel von verändertem Fangverhalten und günstiger Umwelt­entwicklung den Trend gewendet. Heute ist der norwegische Dorschbestand der größte der Welt. In der Tat stellen Kipppunkte nicht nur eine Bedrohung, sondern auch eine Chance dar. Im Rahmen des Vortrags werden fremde und eigene wirtschafts­wissenschaft­liche Forschungen zu diesem Thema vorgestellt. Und es wird der Frage nachgegangen, unter welchen Voraussetzungen ein drohender Kipppunkt als Anlass genommen werden kann zusammenzustehen oder aber – in einer Art „Torschlusspanik“ – jeder nach dem greift, was er noch für sich herausholen kann.

Natur als Versicherung

Prof. Dr. Stefan Baumgärtner | 6. März 2019

Referent

Prof. Dr. Stefan Baumgärtner ist Inhaber des Lehr­stuhls für Umweltökonomie und Ressourcen­management der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen auf dem Gebiet der Umwelt- und Ressourcenökonomik und der Ökologischen Ökonomik, mit einem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit. Zudem ist Baumgärtner als wissenschaft­licher Berater für verschiedene politische Verantwortungs­träger tätig, dar­unter die Europäische Kommission, das Bundes­ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, das Bundes­ministerium für Bildung und Forschung sowie verschiedene Einrichtungen der Republik Namibia.

Abstract

Menschen nutzen und wertschätzen die Natur in vielfältiger Weise. Funktionierende Ökosysteme stellen nicht nur wertvolle Leistungen vor Überflutung oder Krankheit dar. Sie sorgen auch dafür, dass diese Leistungen sicher sind. Diese Versicherungs­leistung, die Ökosysteme für risiko-averse Nutzer Ihrer Leistungen erbringen, lässt sich mit mikroökonomischen Methoden einfach konzeptionalisieren und bewerten. In diesem Vortrag wird der Versicherungs­wert der Natur für den Menschen erläutert. Als konkrete Beispiele werden betrachtet
(1) die Biodiversität an wilden Bestäuber-Insekten für die Mandelproduktion in Kalifornien und
(2) die Resilienz des Grundwassersystems für die landwirtschaft­liche Produktion im Goulburn-Broken-Gebiet in Australien.

Auswirkung von Digitalisierung auf die Nachhaltigkeit

Prof. Dr. Ulrike Grote | 20. März 2019

Referentin

Prof. Dr. Ulrike Grote ist seit 2006 Professorin an der Wirtschafts­wissenschaft­lichen Fakultät der Leibniz Universität Hannover und Direktorin des dortigen Instituts für Umweltökonomie und Welthandel. Ihre Forschungs­schwerpunkte sind Umwelt- und Entwicklungs­ökonomie sowie internationaler Handel. Sie promovierte in Kiel und habilitierte sich in Bonn. Zuvor arbeitete sie mehrere Jahre bei internationalen Organisationen wie der Asiatischen Entwicklungs­bank (ADB) in Manila und der OECD in Paris. Sie ist Senior Fellow am Zentrum für Entwicklungs­forschung (ZEF) in Bonn, Mitglied des European Development Research Network (EUDN) und des Entwicklungs­ökonomischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik.

Abstract

Die Digitalisierung schreitet schnell voran. Sie führt zur Wissensexplosion, zur Entstehung von virtuellen Räumen und macht viele Dinge smart (smart cities, smart homes, climate-smart agriculture). Aber wie smart ist die Digitalisierung wirklich, wenn es um unsere Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft geht? Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf Nachhaltigkeit? Vermag die Digitalisierung die 17 Nachhaltigkeits­ziele zu befördern? Kann sie zur Ernährung von gut 10 Milliarden Menschen beitragen und gleichzeitig die planetaren Leitplanken einhalten? Auf diese und ähnliche Fragen geht Frau Prof. Grote in ihrem Vortrag ein. Sie ist Mitglied des Wissenschaft­lichen Beirats der Bundes­regierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und gibt einen ersten Einblick in das nächste WBGU Hauptgutachten zum Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit, das 2019 veröffentlicht wird.

Naturschutz und Ökonomie: Wie passt das zusammen?

Prof. Dr. Katrin Rehdanz | 3. April 2019

Referentin

Prof. Dr. Katrin Rehdanz ist Professorin für Umwelt- und Energieökonomik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Sie hat Volkswirtschafts­lehre an der Universität Hamburg studiert und war Doktorandin der Forschungs­stelle Nachhaltige Umwelt­entwicklung der Uni Hamburg. Ende 2007 ist sie zunächst als Juniorprofessorin für Umwelt- und Ressourcenökonomik an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gewechselt. Bis 2012 hat sie die Nachwuchsforschergruppe „Valuing the Ocean“ im Exzellenzcluster „Future Ocean“ geleitet. Seit Ende 2016 ist sie Direktorin des Instituts für Umwelt-, Ressourcen- und Regionalökonomik. Ihr Forschungs­schwerpunkt liegt im Bereich der quantitativen Umwelt- und Energieökonomik. Sie ist eine der wenigen Ökonominnen in Deutschland, die im Bereich der Umwelt­bewertung arbeiten.

Abstract

Die Natur liefert den Menschen die Grundlagen des Lebens: Güter wie Nahrung und Holz, Leistungen wie sauberes Wasser, Pflanzenbestäubung und natürlichen Hochwasserschutz. In vielen Fällen ignoriert die Gesellschaft, dass die Leistungen der Natur (sogenannte Ökosystemleistungen) schützenswert sind. Als Folge werden bei Entscheidungen, die auch Leistungen der Natur betreffen, diese nicht immer ausreichend berücksichtigt. In ihrem Vortrag zeigt Prof. Rehdanz auf, welche Möglichkeiten und Grenzen es gibt, die Einstellungen der Menschen für die Leistungen der Natur zu analysieren. Anhand von Beispielen wird verdeutlicht, wie umfassende Werte hergeleitet werden und wie diese Informationen der Bevölkerung und den gesellschaft­lichen Entscheidungs­trägern helfen können, eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen zu ermöglichen.

Welche Rolle spielt die Bioenergie in der Energiewende und im Klimaschutz?

Prof. Dr. Gernot Klepper | 10. April 2019

Referent

Prof. Dr. Gernot Klepper forscht am Institut für Weltwirtschaft, wo er für viele Jahre Leiter des Forschungs­bereichs „Umwelt und natürliche Ressourcen“ war. Er ist Sprecher des Kiel Earth Instituts. Klepper studierte Volkswirtschafts­lehre an der Universität Heidelberg und promovierte in Agrarökonomie an der University of Kentucky. Seine Forschungs­interessen konzentrieren sich auf den Klimaschutz mit dem Schwerpunkt Modellierung und Analyse von klimapolitischen Instrumenten. Zudem ist er in vielen Beratungs- und Netzwerkaktivitäten involviert, dazu gehören derzeit seine Tätigkeiten als Vorsitzender des Wissenschaft­lichen Beirats des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, als Vorsitzender von International Sustainability and Carbon Certification sowie als stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Klimakonsortiums.

Abstract

Um die Ziele des Pariser Übereinkommens erreichen zu können, bedarf es der Ausschöpfung alle Einsparungs­potentiale für Treibhausgase (THG). Einen wichtigen Beitrag dazu kann die Bioenergie liefern. Allerdings ist ihr Einsatz umstritten, weil eine Ausweitung der Bioenergienutzung mit einer Vielzahl von trade-offs verbunden ist: Knappe Flächen fruchtbaren Lands werden der Produktion von Nahrungs­mitteln entzogen, ökosystemare Dienstleistungen gehen verloren, wenn bisher ungenutzte Naturflächen zu Energieplantagen umgewandelt werden, eine Zunahme von Importen von Biomasse aus Entwicklungs­ländern wird als Klimaschutz reicher Länder auf Kosten armer Länder angesehen. Es ist auch unklar, wie groß die THG-Einsparung verschiedener Biomassenutzungen zur Energieerzeugung ist, wenn die indirekten Landnutzungs­änderungen in den THG-Bilanzen berücksichtigt werden. Schließlich kann Bioenergie bei den vom IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) als erforderlich angesehenen „negativen Emissionen“ eine wichtige Rolle spielen.

International Environmental Agreements: Climate Coalitions and the Effect of Trade Sanctions

Dr. Achim Hagen | 8. Mai 2019

Referent

Dr. Achim Hagen ist Postdoc an der Resource Economics Group der Humboldt-Universität zu Berlin. Er studierte in Lüneburg, Oldenburg und Nizza und arbeitete als wissenschaft­licher Mitarbeiter am Lehr­stuhl für Umwelt- und Entwicklungs­ökonomie an der Universität Oldenburg bevor er an die Humboldt-Universität wechselte und dort 2018 promovierte. Forschungs­aufenthalte führten ihn unter anderem an die London School of Economics und an die Wageningen University. In seiner Forschung beschäftigt er sich vorwiegend mit internationalen Umweltabkommen und der politischen Ökonomie des Klimawandels.

Abstract

Although there is scientific agreement on the negative effects of anthropogenic climate change, finding cooperative solutions to tackle this problem on an international level is extremely challenging due to strong free-rider incentives. Acknowledging the difficulty to reach a binding global agreement for climate change migration, a number of policy proposals have been brought forward in the economic literature on the formation of international environmental agreements. These include side payments and issue-linkage. One prominent example of issue-linkage is the idea to link the climate and the trade regime by introducing trade sanctions against outsiders of climate coalition. This mechanism has been prominently examined by the Nobel laureate William Nordhaus, who has called such a coalition “climate club” but has neglected the possibility that outsiders might retaliate by introducing trade sanctions against the climate coalition. In this lecture we will discuss the strategic difficulties of climate coalition formation and recent developments in the field of game theoretic research on the formation of international environmental agreements. Further, we will investigate if trade sanctions against outsiders can be used to stabilize climate coalitions when outsiders retaliate.

The New Normal – aktuelle Makroökonomie

Ringvorlesung im Frühjahrs-/Sommersemester 2018

Auch in diesem Semester wird es wieder eine Ringvorlesung geben. Das Thema? The New Normal.

Spätestens seit 2007/08 ist es klar geworden, dass die Standardmodelle und Annahmen der Makroökonomie nicht mehr ausreichend sind, um die aktuellen Phänomene und Herausforderungen zu erklären. 
Was die optimale Inflationsrate sein sollte, ob Zentralbankunabhängigkeit ein Relikt von gestern ist oder wovon der international Handel genau abhängt – es gibt genug Fragen. Ob man Antworten auf sie finden kann, wie diese aussehen und ob nicht dadurch nicht noch mehr Fragen aufgeworfen werden, dem gehen wir mit unserer Ringvorlesung dieses Semester nach.

Alle weiteren Informationen folgen kurz vor Semesterstart!

Die Veranstaltungen finden jeweils von 19:00 bis 20:30 Uhr im Hörsaal SN169 im Schloss statt.

Niedrige Inflation: Heute hier, morgen fort

Dr. Henning Weber | 28. Februar 2018

Referent

Dr. Henning Weber ist Ökonom in der Research-Abteilung der Deutschen Bundes­bank und widmet sich derzeit im Rahmen seiner Forschungs­tätigkeit den Gebieten Makroökonomik und Geldpolitik. Weber studierte in Konstanz und Berlin Volkswirtschafts­lehre und wurde im Jahr 2008 an der Freien Universität Berlin promoviert. Im Anschluss war er unter anderem von 2010 bis 2013 am Kieler Institut für Weltwirtschafts­forschung als stellvertretender Forschungs­leiter auf der Gebiet „Macroeconomic Policy under Market Imperfections“ tätig. Hier befasste er sich insbesondere mit den Substitutions­effekten auf die Inflations­erfassung sowie den Effekten des Euros auf den Handel. Ende 2013 wechselte er in das Forschungs­zentrum der Deutschen Bundes­bank.

Abstract

In wichtigen Wirtschafts­räumen liegt die Inflations­rate seit einigen Jahren unter dem Inflations­ziel der Zentralbank. Die Veranstaltung am 28. Februar 2018 beleuchtet diese Situation, ausgehend von aktuellen Inflations­zahlen über die Messung von Inflation hin zu ökonomischen Erklärungen und den Folgen für die Geldpolitik. Insbesondere geht es um folgende Fragen: Wie hat sich die Inflations­rate in den Jahren vor und seit der Finanzkrise entwickelt? Hat sich die Inflations­rate in bestimmten Industrieländer­n bzw. wichtigen Industrien ähnlich entwickelt? Wie wird Inflation von den Statischen Ämtern gemessen, und was sagt diese Größe damit eigentlich aus (und was nicht)? Welche Erklärungs­ansätze für niedrige Inflations­raten gibt es, und wie kann die Geldpolitik reagieren?

Staatshaushalt, Zentralbankunabhängigkeit und Inflation

Prof. Dr. Andreas Freytag | 07. März 2018

Referent

Prof. Dr. Andreas Freytag ist Professor für Wirtschafts­politik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Neben Fragen zur deutschen und europäischen Wirtschafts­politik interessieren ihn insbesondere außen­wirtschaftliche und entwicklungs­politische Themen. Sein Ansatz ist ein ordnungs­politischer und institutionen­ökonomischer; er ist aktiv in der Public Choice Society. Freytag ist zudem Direktor von Tutwa Deutschland und Mitglied des CESifo Forschungs-Netzwerks. Er ist assoziiert mit dem European Centre for International Political Economy in Brüssel und dem South African Institute of International Affairs in Johannesburg, wo er 2008 Bradlow Fellow war. Freytag studierte Volkswirtschafts­lehre in Kiel, promovierte und habilitierte in Köln. Er ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher, u. a. des mit Juergen B. Donges gemeinsam verfassten Lehrbuchs „Allgemeine Wirtschafts­politik“. Außerdem verfasst er eine wöchentliche Kolumne in der WiWo-online: http://www.wiwo.de/themen/Freytags-Frage.

Abstract

Es gibt in der Geschichte der Menschheit keine Hyperinflation, die nicht von Regierungen in dem Bemühen, ihre Staats­ausgaben zu finanzieren, verursacht wurde. Deshalb kommt den Zentralbanken eine besondere Rolle bei der Inflations­vermeidung zu. Je unabhängiger sie vom politischen Tagesgeschäft sind, desto besser können sie Inflation bekämpfen bzw. – positiv formuliert – für Preisniveaustabilität sorgen. Die Veranstaltung wird die politökonomische Logik sowie die Grundelemente des Konzepts der Zentralbankunabhängkeit erläutern und anhand einiger Beispiele zeigen, unter welchen Bedingungen unabhängige Zentralbanken das Ziel der Preisniveaustabilität erreichen können. Dabei wird auch ein Ausblick auf die Zukunft der Zentralbankunabhängigkeit in Zeiten des Quantitative Easing gegeben.

Unsicherheiten und Erwartungen

Prof. Dr. Robert Czudaj | 21. März 2018

Referent

Prof. Dr. Robert Czudaj ist Inhaber der Juniorprofessur für Empirische Wirtschafts­forschung an der Technischen Universität Chemnitz. Seine Forschungs­schwerpunkte liegen in den Gebieten Angewandte Ökonometrie, Zeitreihenanalysen und Finanzmärkte. Czudaj studierte an der Universität Duisburg-Essen, wo er auch im Jahr 2013 im Bereich der empirischen Analyse von Finanzmärkten promovierte und im Anschluss seine Lehr­tätigkeit aufnahm. In den letzten Jahren hat er sich in seinen Publikationen insbesondere mit Thematiken in Bezug auf Wechselkurse auseinandergesetzt.

Abstract

Das letzte Jahrzehnt war und ist durch unterschiedliche Krisen geprägt, die in der Bevölkerung und nicht zuletzt auf den Finanzmärkten Unsicherheit auslösen. Ereignisse wie z. B. das Brexit-Referendum in Großbritannien, die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten oder der Erfolg des Front National in Frankreich und der AfD in Deutschland verändern die Politiklandschaft in den entsprechenden Länder­n deutlich und tragen zu der allgemeinen Unsicherheit bei. In der akademischen Literatur hat das Thema Unsicherheit in den letzten Jahren ebenfalls eine zentrale Rolle eingenommen. Die Veranstaltung beschäftigt sich mit unterschiedlichen Konzepten von Unsicherheit, deren Messung sowie deren Effekt auf Erwartungen an den Finanzmärkten.

Worte auf der Goldwaage – die Rolle der Zentralbank-Kommunikation in Zeiten der unkonventionellen Geldpolitik

Michael Ehrmann, PhD | 11. April 2018

Referent

Nach Abschluss seines Ph.D. am European University Institute (EUI) in Florenz lehrte Michael Ehrmann in Berlin und Frankfurt. Anschließend zog es ihn nach Kanada, wo er diverse Positionen in der Research Abteilung der Bank of Canada innehielt. Ende 2016 kehrte er nach Frankfurt zurück. Michael Ehrmann ist momentan Leiter der Monetary Policy Research Division an der Europäischen Zentralbank und analysiert dort die Auswirkungen der Geldpolitik der EZB.

Abstract

Kommunikation ist ein integraler Bestandteil der Geldpolitik: Zentralbanken beeinflussen das Wirtschafts­geschehen nicht nur durch ihre Politikmaßnahmen, sondern darüber hinaus in nicht unerheblichem Maße durch ihre Kommunikation. Insbesondere Finanzmärkte verfolgen die Veröffentlichungen der Zentralbanken sehr genau, aber auch in anderen Wirtschafts­bereichen, in den Medien, der Politik und zunehmend in der breiten Öffentlichkeit wird ihnen Beachtung geschenkt. Die Bedeutung der Zentralbankkommunikation hat insbesondere seit der globalen Finanzkrise stark zugenommen: Zentralbanken haben neue geldpolitische Instrumente eingesetzt, deren Wirkungs­weise erklärt werden musste und die in der öffentlichen Debatte zum Teil kontrovers diskutiert wurden. Darüber hinaus haben viele Zentralbanken begonnen, ihre Geldpolitik längerfristig auszurichten, was beinhaltet, dass sie ihre Erwartungen über den weiteren Verlauf der geldpolitischen Maßnahmen bekanntgeben. In dieser Veranstaltung werden diese Entwicklungen aufgezeigt, und es wird untersucht, inwiefern es den Zentralbanken tatsächlich gelungen ist, ihre geldpolitischen Strategien zu erklären und die Erwartungen über zukünftige geldpolitische Maßnahmen zu beeinflussen.

Quality and Gravity in International Trade

Prof. Dr. Lisandra Flach | 16. Mai 2018

Referentin

After graduating from Mannheim in 2012, Prof. Dr. Lisandra Flach held a couple of different positions like consultant to the OECD and the ifo Institute. Additionally she was Visiting Researcher and Scholar at Columbia and Havard. She currently is assistant professor at the LMU in Munich where she focuses especially on the impact of and the reactions of firms to international trade.

Abstract

International trade is currently one of the big questions in our world. After an enormous increase in the last decades it seems as if it has lost some steam. An important factor in this development is trade liberalisation. Often we hear about TTIP, NAFTA and TPP, but what about the firms? How do they respond to lower trade barriers, and are there special industries that profit more than others? We are going to have a look at how firms differing in industries react to trade liberalisation. First in theory and then also empirically we will investigate how economics of scale will have an effect on innovation and the response of firms to lowering trade barriers.

Entwicklungsökonomik – Herausforderungen. Chancen. Lösungen?

Ringvorlesung im Herbst-/Wintersemester 2017

Zugang zu fließendem sauberen Wasser, ein Stromanschluss oder gar eine Internetverbindung – viele der für uns alltäglichen Dinge sind für einen großen Teil der Menschheit noch lange kein Alltag. Doch wie kann man deren Situation verbessern? Welche theoretischen Ansätze lassen sich in die Praxis umsetzen? Welche Entwicklungsprogramme sind wirklich hilfreich? Wie schafft man es, Investitionsanreize in Entwicklungsländern zu setzen?

Diese und viele weitere spannende Fragen sind Gegenstand der Ringvorlesung des HWS 2017. Dazu begrüßt die Abteilung Volkswirtschaftslehre Referenten mit theoretischem wie auch mit praktischem Tätigkeitsschwerpunkt, die einen tiefergehenden Einblick in ihre Ideen und Ansätze zur Beantwortung dieser entscheidenden Fragen geben werden.

Die Veranstaltungen finden jeweils von 19:00 bis 20:30 Uhr im Raum M 003 im Mittelbau des Schlossgebäudes statt.

Sustainable Development Goals – Ziele, Herausforderungen, Hintergründe

Michael Seckler | 20. September 2017

Referent

Michael Seckler arbeitet als Junior Professional Officer (JPO) für das United Nations Regional Information Centre (UNRIC) in Bonn. Zuvor war er ein Jahr lang für die Europäische Kommission in Brüssel tätig. Er hat einen gemeinsamen Studienabschluss der Universität Aarhus (Dänemark) und der Universität Amsterdam in „Journalism, Media and Globalization“.

Abstract

700 Millionen Menschen weltweit sind von extremer Armut betroffen. 795 Millionen leiden täglich an Hunger. Mehr als eine Milliarde haben keinen Zugang zu Elektrizität. Das zu ändern ist Ziel der Vereinten Nationen. Bis 2030 hat man sich für die Erfüllung der insgesamt 17 Ziele Zeit gegeben. Die Sustainable Development Goals sind ein Mammutprojekt, das große Herausforderungen birgt, dessen Ziele aber enorm wichtig für das weitere Zusammenleben auf unserem Planeten sind.

Der Vortrag von Michael Seckler (UNRIC Büro Bonn) wird sich mit dem Entstehungskontext, der Struktur und der Funktionsweise der Agenda beschäftigen und wird insbesondere auf die großen Herausforderungen eingehen, die diese Ziele mit sich bringen.

Theorie in der Praxis – Bedeutung entwicklungsökonomischer Ansätze für die GIZ

Dr. Michael Krempin | 4. Oktober 2017

Referent

Im Anschluss an sein Studium der Politikwissenschaft und Germanistik an der TU Braunschweig promovierte Dr. Michael Krempin mit einer Doktorarbeit über die Bauernbewegung in Bolivien. Bolivien war auch Schwerpunkt seiner anschließenden Arbeit bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er forschte weiterhin über die Entwicklung Südamerikas am Institut für Iboamerika-Kunde und als Programmkoordinator für lateinamerikanische Länder beim Centrum für internationale Migration und Entwicklung. Seine langjährige Erfahrung bringt Krempin heute als Senior Policy Berater in der Stabsstelle Unternehmensentwicklung der GIZ ein. Dabei beschäftigt er sich vor allem mit Grundsatzfragen und der Zukunft der politischen Entwicklungszusammenarbeit.

Abstract

In Zeiten der Globalisierung ist eine internationale Zusammenarbeit in entwicklungspolitischen Fragen unabdingbar. Doch welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Sind theoretische Vorstellungen mit der Praxis vereinbar? Und gibt es die EINE Lösung für eine erfolgreiche internationale Entwicklungszusammenarbeit?

Der Vortrag von Dr. Krempin setzt sich mit diesen Fragen auseinander und geht auf die Bedeutung entwicklungstheoretischer Ansätze für eine erfolgreiche internationale Entwicklungspolitik ein. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die praktische Umsetzung theoretischer Konzepte in der Projektarbeit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) gelegt und dargestellt, wie sich entwicklungspolitische Ziele vor Ort umsetzen lassen.

Chinesische Entwicklungshilfe und ihre Konsequenzen

Dr. Andreas Fuchs | 18. Oktober 2017

Referent

Dr. Andreas Fuchs ist Akademischer Mitarbeiter am Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er am Forschungszentrum für Verteilungskonflikte und Globalisierung arbeitet. Im akademischen Jahr 2012/2013 war er als Postdoc am Niehaus Center for Globalization an der Princeton University beschäftigt. Dr. Fuchs hat 2012 seine Dissertation zum Thema „Politische Determinanten von Auslandshilfe und internationalem Handel aufstrebender Schwellenländer“ verfasst. In seinen Forschungsarbeiten untersucht er vor allem die Vergabeentscheidungen aufstrebender Geldgeber von Entwicklungshilfe und deren Bedeutung im Kontext internationaler Spannungen. Seit 2015 leitet Dr. Fuchs das DFG-geförderte Projekt „Die Ökonomie aufstrebender Geber in der Entwicklungszusammenarbeit“. Er ist Mitglied des European Development Network (EUDN), des Entwicklungsökonomischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik und des AidData-Programm des Collge of William and Mary, Virginia.

Abstract

Chinas Entwicklungshilfe wächst rasant auf allen Kontinenten. Viele Beobachter sehen diese Entwicklung als Gefahr für die bislang durch die USA, Europa und Japan dominierte internationale Entwicklungspolitik, andere loben Peking für die großen Entwicklungschancen, die entstehen. Was bestimmt die Höhe der Hilfe? In welchen Ländern, Provinzen und Sektoren ist China aktiv und warum? Welche Auswirkungen haben Pekings Entwicklungsaktivitäten auf das Wirtschaftswachstum, die Regierungsführung, Konflikte und andere Entwicklungsindikatoren in Empfängerländern?

Der Vortrag von Dr. Fuchs wird sich mit diesen Fragen auseinandersetzen und dabei auch den Einfluss auf die „westliche Entwicklungspolitik“ durch einen Anstieg chinesischer Entwicklungshilfe thematisieren.

Nachhaltige Elektrifizierung in Afrika: Die Nachfrage nach Solarstrom – Experimentelle Evidenz aus Ruanda.

Prof. Dr. Michael Grimm | 8. November 2017

Referent

Nach seinem Studienabschluss als Diplom-Volkswirt an der Goethe Universität Frankfurt ließ Prof. Dr. Michael Grimm einen Master in „Population and Development Economics“ an der Universität Sciences-Po in Paris folgen. Ebendort verfasste er später auch seine Dissertation zum Thema „Demo-economic behaviour, income distribution and development“. Im Anschluss war er u. a. als Berater bei der Weltbank in Washington sowie als Gastprofessor an der Erasmus Universität Rotterdam tätig. Seit 2012 ist Prof. Grimm Lehrstuhlinhaber für Development Economics an der Universität Passau und derzeit zugleich Prodekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Prof. Grimm ist Mitglied des European Development Networks, der Society of Economic Inequality und des Entwicklungsökonomischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik. Daneben ist er außerdem Gründungsmitglied des Poverty Reduction, Equity and Growth Network (PEGNet) am Kieler Institut für Weltwirtschaft.

Abstract

Die UN haben sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 allen Haushalten Zugang zu Elektrizität zu ermöglichen. Die Kosten hierfür sind jedoch enorm, insbesondere bei einem Ausbau konventioneller Elektrizitätsnetze. Als kostengünstige Alternative werden vor allem autonome, lokale Energiequellen in Erwägung gezogen. Insbesondere wird auf Haushaltssolaranlagen gesetzt. Die Anzahl der Anbieter steigt bereits, auch in Afrika. Fraglich ist, inwieweit der Markt alleine Haushalte bedienen kann.

Der Vortrag von Prof. Grimm geht dieser Frage nach. Im Zentrum steht ein Experiment in Ruanda, welches die Zahlungsbereitschaft der Haushalte für verschiedene Solaranlagen mittels einer anreizkompatiblen Methode misst. Dabei stellt Prof. Grimm neben seinem Vorgehen auch entwicklungspolitische Lösungsansätze vor, die möglichst schnell und kostengünstig armen afrikanischen Haushalten den Zugang zu Elektrizität ermöglichen sollen.

Förderung der Privatwirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern – ein Paradigmenwechsel in der Entwicklungspolitik?

Bruno Wenn | 22. November 2017

Referent

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und anschließendem Postgraduiertenstudium am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik trat Bruno Wenn 1982 als Projektmanager für Vorhaben auf den Philippinen und in Indonesien in die damalige Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein. Nach diversen Stationen in leitender Funktion, unter anderem als Leiter des Auslandssekretariats der KfW Bankengruppe, übernahm er 2006 die Leitung des Bereichs Subsahara Afrika in der KfW Entwicklungsbank. Seit Oktober 2009 ist Bruno Wenn Sprecher der Geschäftsführung der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft GmbH.

Abstract

Ist die westliche Entwicklungspolitik der vergangenen Jahre gescheitert? Wurde der Aufbau einer stabilen Wirtschaft in den meisten Entwicklungsländern versäumt? Kann solch ein Projekt überhaupt gelingen? Und wenn ja, wie realisiert man es?

Sinnvolle Investitionen und langfristig angelegte Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern sind der Kern der Arbeit der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Dabei werden insbesondere Unternehmer vor Ort unterstützt, damit diese langfristig unabhängig agieren können. Der Vortrag von Bruno Wenn wird sich neben den unterschiedlichen Ansätzen der Entwicklungspolitik und -ökonomie vor allem mit der Arbeit der DEG zur Förderung der Privatwirtschaft vor Ort auseinandersetzen.

Zeit umzudenken? – Die plurale Ökonomik

Ringvorlesung im Frühjahrs-/Sommersemester 2017

Die Zukunft der Geschichte?

Dr. Philip Plickert | 22. Februar 2017

Referent

Nach dem Abschluss an der London School of Economics in Wirtschaftsgeschichte hat Dr. Plickert über die ideengeschichtliche Entwicklung des Neoliberalismus geforscht und die Dissertation „Wandlungen des Neoliberalismus“ verfasst. Als Graduiertenstipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung arbeitete er neben dem Studium als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen. Seit April 2007 ist er Wirtschaftsredakteur der F.A.Z. und erhielt 2009 den Ludwig-Erhard-Förderpreis für Wirtschaftspublizistik sowie 2010 den Bruckhaus-Förderpreis der Hanns Martin Schleyer-Stiftung. „Der Volkswirt“ im F.A.Z.-Wirtschaftsteil wird von Dr. Plickert betreut. Des Weiteren unterrichtet er als Lehrbeauftragter für VWL an den Universitäten Frankfurt und Siegen.

Abstract

Kaum eine Wissenschaft ist so einflussreich und mächtig wie die Wirtschaftswissenschaft. Doch sie steckt in einer Glaubwürdigkeits- und Vertrauenskrise. Die vielfältige Kritik richtet sich gegen realitätsferne Modelle, Mathematisierung als Selbstzweck und ein zu eindimensionales Menschenbild des Homo Oeconomicus. Viele Mainstream-Ökonomen blenden institutionelle, politische, historische und andere sozialwissenschaftliche Fragen aus. Studierende kritisieren zu viel Formelpaukerei und zu wenig Gelegenheit für kritisches Nachdenken und Diskutieren. In diesem Vortrag wird Dr. Philip Plickert Thesen aus seinem jüngst erschienenen Buch „Die VWL auf Sinnsuche“ vorstellen. Er plädiert dafür, besonders die Wirtschafts- und Finanzgeschichte sowie die Dogmengeschichte in der universitären Lehre neu zu beleben und mehr wertzuschätzen.

Finanzkrise und Wirtschaftswissenschaften – Zwischen Ignoranz und Reflexion

APL. Prof. Dr. Dr. Helge Peukert | 15. März 2017

Referent

Prof. Dr. Dr. Helge Peukert ist deutschlandweit einer der führenden Experten für die Lehren aus der Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise. Er ist Mitglied im Beirat von attac Deutschland und kommentierte bereits das aktuelle Wirtschaftsgeschehen im Deutschlandfunk. Seit 2006 war er als außerplanmäßiger Professor für Finanzwissenschaft und Finanzsoziologie an der Universität Erfurt tätig, seit Oktober 2016 lehrt und forscht er an der Uni Siegen. Als Mitherausgeber des Buches „Die Scheuklappen der Wirtschaftswissenschaft – Postautistische Ökonomik für eine pluralistische Wirtschaftslehre“ thematisierte er das im Vortrag behandelte Thema bereits im Jahr 2006. Zudem verfasste er Bücher wie: „Die große Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise: eine kritisch-heterodoxe Untersuchung“ und „Das Moneyfest: Ursachen und Lösungen der Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise.“

Abstract

Insbesondere nach Ausbruch der Finanzkrise wurde häufig ein Versagen der Wirtschaftswissenschaften diagnostiziert. Auch in der Lehre sowie den Lehrbüchern lasse sich viel „Hokuspokus“ finden. Werden die Studenten tatsächlich einseitig indoktriniert? Beruhen die Wirtschaftswissenschaften insgesamt auf falschen Fundamenten? Wie könnte eine pluraler ausgerichtete Lehre und Forschung aussehen? Könnten Krisen damit besser prognostiziert und entsprechende Regulierungsdesigns entwickelt werden? Professor Peukert wird zu diesen Fragen aus plural-heterodoxer Perspektive Antworten geben und zu einer kontroversen Diskussion anregen.

Krise des Geldsystems – Vollgeld als Ausweg

Prof. Dr. Joseph Huber

Referent

Der gebürtige Mannheimer Prof. Dr. Huber ist deutschlandweit einer der wichtigsten und bekanntesten Vorreiter bezüglich des Vollgeld-Konzepts. Außerdem forschte er zudem in den Bereichen: Ökologische Modernisierung und technologische Umweltinnovationen, Lebenszyklusanalyse und evolutive Dynamik moderner Gesellschaften. Darüber hinaus lehrte er zu Themen der Geld- und Finanzsoziologie, der Weltsystem-, Entwicklungs- und Modernisierungs­theorie, der Wirtschafts- und Arbeits­markt­soziologie sowie zu Sozialstaat und Sozialpolitik. Zusätzlich hat Prof. Dr. Huber wiederholt die Politik in Themen wie der Technologie- und Innovationspolitik sowie der Beschäftigungs-, Sozial- und Gesell­schafts­politik beraten. Er ist Gutachter für nationale und internationale Zeitschriften sowie Forschungsförderstellen und veröffentlichte selbst als Mitherausgeber zahlreiche Zeitschriften und Buchreihen.

Abstract

Das bestehende Geld- und Bankensystem ist krisenanfällig, das Geld unsicher. Grund: Das Giralgeld der Banken unterliegt praktisch keiner Begrenzung. Die überschießende Gelderzeugung führt ggf zu Inflation, heute vor allem aber zu Asset Inflation, Finanzmarktblasen und Überinvestment- und Schuldenkrisen.
Eine Vollgeldreform ersetzt das Giralgeld der Banken durch Vollgeld der Zentralbank. Das Geld würde sicher, Inflation/Deflation oder Asset Inflation und Finanzkrisen könnte besser vorgebeugt werden, und der Geldschöpfungsgewinn käme den öffentlichen Kassen bzw den BürgerInnen zugute.

Keynes und seine Kinder

Prof. Dr. Arne Heise | 26. April 2017

Referent

Nach seiner Habilitation mit „summa cum laude“ begann er im Jahr 1998 als Privatdozent an der Universität Bremen. Nach mehreren Stellen als Gastwissenschaftler lehrt und forscht er seit 2002 an der Universität Hamburg am Department für Wirtschaft und Politik (DWP). Zunächst im Fachbereich Finanzwissenschaft, seit 2009 ist Prof. Dr. Heise im Fachbereich Sozialökonomie tätig. Zudem ist er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von attac Deutschland, Autor beim „ipg-journal“ und Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Er veröffentlichte mehrere Bücher und Papers u.a.: „Dreiste Elite: Zur Politischen Ökonomie der Modernisierung“ und „Arbeitslosigkeit und Ungleichheit in verschiedenen Kapitalismusmodellen“. Herr Prof. Dr. Arne Heise ist deutschlandweit einer der wichtigsten und bekanntesten Vertreter des Postkeynesianismus.

Abstract

Im Jahr 1936 veröffentlichte John Maynard Keynes seine ‚Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes‘, mit der er selbst beanspruchte, „die Art und Weise zu revolutionieren, wie die Welt über die Ökonomik denkt“. Tatsächlich begann kurz danach die Auseinandersetzung der Ökonomenzunft damit, was Keynes in seiner ‚Allgemeinen Theorie‘ gemeint haben könnte, denn einerseits ist sein Werk alles andere als leicht zugänglich, andererseits schwankt Keynes selbst zwischen wissenschaftlicher Revolution und Kontinuität. In einer langen Phase der Erkenntnissuche bildeten sich verschiedene Keynesianismen heraus, die sowohl tragende Teile des neoklassischen Mainstreams wurden wie auch Hauptprotagonisten des heterodoxen Non-Mainstreams. Wir wollen die verschiedenen Keynesianismen kennenlernen und nach ihrem Beitrag für eine pluralistische Wirtschaftswissenschaft befragen.

Die Podiumsdiskussion

10. Mai 2017

Abstract

Die Volkswirtschaftslehre – eine Monokultur des Konventionellen? Realitätsverlust aufgrund von mathematischen Modellen? Die fehlende Vorhersage der Finanzkrise wurde sogar von der Queen kritisiert. Und jetzt? Selbstzweifel und Seelenforschung? – Nein. Die Lehre der Volkswirtschaft ist nicht am Abgrund. Doch das Warum interessiert uns. Wie reformbedürftig ist unser Studienfach wirklich? Das Ziel unserer Ringvorlesung ist, einen facettenreichen Einblick in neue Herangehensweisen der Volkswirtschaftslehre zu gewinnen. Umso mehr freuen wir uns auf die Premiere unserer Podiumsdiskussion, geleitet von Dr. Brigitte Preissl, Leiterin des Bereichs Wissenstransfer Wirtschaftswissenschaften und Chefredakteurin für den Wirtschaftsdienst und Intereconomics bei der ZBW.

Prof. Dr. Silja Graupe
Vize-Präsidentin und Leiterin des Instituts der Ökonomie (Cusanus Hochschule)

Dr. Christoph Gran
ehemaliger Vorstand des Netzwerks Plurale Ökonomik (Universität Heidelberg)

Prof. Dr. Henrik Orzen
Studiendekan der Abteilung VWL (Universität Mannheim)

Simon Schulten
viertes Master-Semester VWL, seit 2011 in der Fachschaft VWL (Universität Mannheim)

Postmodern, Postautistisch, Postfaktisch – It’s Economics, stupid!

Prof. Dr. Lars Feld | 31. Mai 2017

Referent

Prof. Dr. Feld ist seit 2010 Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Albert-Ludwigs-Univer­si­tät Freiburg und Direktor des Walter-Eucken-Instituts. Er ist zudem ständiger Gastprofessor am Zentrum für Europäische Wirtschafts­­for­schung (ZEW) Mannheim, Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (einer der fünf Wirtschaftsweisen), Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen und Mitglied des Unabhängigen Beirats beim Stabilitätsrat und Sprecher des Kronberger Kreises (Wissenschaftlicher Beirat der Stiftung Marktwirtschaft). Im Jahr 2007 wurde er als Sachverständiger für die Kommission von Bundestag und Bundesrat zur Modernisierung der Bund-Länder-Finanzbe­zie­hun­gen (Föderalismuskommission II) benannt und wirkte somit beratend an der neuen deutschen Schuldenbremse mit.

Im Sommer 2013 wurde er von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in einem Ranking zum einflussreichsten deutschen Ökonomen gekürt.

Abstract

Besteht ein Wissenschaftsversagen durch übertriebene und unrealistische Ansprüche an die Wirtschaftswissenschaften? Eine Vorhersage der einzig gültigen Wahrheit wird gefordert, ist aber nicht erreichbar und hat daher verringerte Glaubwürdigkeit zur Folge. Das Ziel sollte sein, bestehende differenzierte Kenntnisse über ökonomische Zusammenhänge evidenzbasiert zu liefern. Methodische Rigorosität ist dabei entscheidend. Die Bringschuld der Ökonomen gegenüber der Gesellschaft besteht aber darin, neben der Mathematik als einer Sprache, diese Zusammenhänge allgemein verständlich darzustellen. Die Forderung nach einem Pluralismus der Methoden wird bereits vielfach umgesetzt. Dies wird aber leider zu wenig erkannt. Warum und woran das liegt? Der Vortrag von Prof. Dr. Lars P. Feld mit anschließender offener Diskussion wird diese und viele weitere Fragen versuchen zu beantworten.

Soziale Ungleichheit

Ringvorlesung im Herbst-/Wintersemester 2016

Umsteuern zu mehr Gleichheit

Dr. Dietmar Bartsch | 14. September 2016

Referent

Dr. Dietmar Bartsch ist Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. und Oppositionsführer im 18. deutschen Bundestag. Er studierte Politische Ökonomie an der Hochschule für Ökonomie in Berlin, 1990 erfolgte seine Promotion zum Dr.rer.oec. an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften in Moskau. Er war bislang als Bundesschatzmeister, Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter der PDS sowie als Bundesgeschäftsführer der Partei DIE LINKE. und als stellvertretender Vorsitzender der Linksfraktion tätig. Dr. Bartsch wird zum reformorientierten Flügel der Partei gezählt.

Abstract

Wir finden ökonomische Ungleichheit als globale Struktur vor. Ungleichheit prägt auch die Beziehungen zwischen den Ländern in der Europäischen Union. Ein wichtiges Instrument, das der wachsenden Ungleichheit entgegenwirken kann, ist die Umverteilung durch die Steuerpolitik. Gegenwärtig wird Ungleichheit durch die Steuerpolitik eher befördert. Das führt auch zu einer nachlassenden Investitionstätigkeit des Staates und zieht so öffentliche Infrastrukturen in Mitleidenschaft. Dieses deutsche Modell ist im Zuge der Eurokrise exportiert worden und führt in den betroffenen Staaten zu weiterer Verarmung. Eine der Reaktionen ist auch der Rechtspopulismus. Er ist eine Form der Auflehnung, aber er richtet sich gegen die Falschen. Es ist für die Demokratie wichtig, dieses Phänomen und seine Ursachen zu verstehen.

Zerstören einfache Wahrheiten die Demokratie? – Das Beispiel der Energiewende und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Verträglichkeit

Prof. Dr. Felix Ekardt, LL.M., M.A. | 12. Oktober 2016

Referent

Prof. Dr. Felix Ekardt ist seit Anfang 2009 Gründer und Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik in Leipzig und Berlin. Ferner ist er Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Universität Rostock und zugleich Long-term Fellow am Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover (FIPH). Seine Expertise reicht von humanwissenschaftlicher Nachhaltigkeitsforschung, Menschenrechtsforschung, Nachhaltigkeits- und Umweltrecht bis hin zur Entwicklung von konkreten Politikinstrumenten. Gelegentlich ist er seit 2002 Gastdozent an der Universität Leipzig (Philosophische Fakultät) und seit 2008 an verschiedenen chinesischen Universitäten in Beijing und Tianjin.

Abstract

Aktuelle Entwicklungen wie der Brexit oder der aufkommende Rechtspopulismus scheinen einen Trend bei Bürgern und Politikern zu einfachen Wahrheiten zu belegen. Näher betrachtet handelt es sich dabei weniger um einen Trend als vielmehr um ein – psychologisch komplex erklärbares – Grundphänomen, das verschiedene menschliche Bedürfnisse bedient. Der Vortrag erörtert diesen Sachverhalt exemplarisch anhand der Energie- und Klimawende. Vordergründig erscheint sie vielen als nett oder sogar dringlich und im Konkreten als unsozial und unwirtschaftlich. Bei genauer Betrachtung erweist sich jedoch das genaue Gegenteil als zutreffend: Wirtschaftlicher Erfolg und sozialer Ausgleich im 21. Jahrhundert erfordern zwingend einen Klimaschutz, der kurzfristig die fossilen Brennstoffe überwindet. Und zwar nicht nur beim Strom, auf den alle einseitig schauen, sondern auch bei Wärme, Mobilität, Dünger oder Kunststoffen.

Reformalternativen der Grundsicherung im Sozialstaat

Prof. Dr. Viktor Steiner | 26. Oktober 2016

Referent

Prof. Dr. Viktor Steiner hat den Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insb. Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik an der Freien Universität Berlin inne und war bis 2010 Leiter der Forschungsabteilung „Staat“ am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Empirische Finanzwissenschaft, Sozialpolitik, Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik, Angewandte Mikroökonometrie und Mikrosimulation. Viktor Steiner promovierte 1990 an der Universität Linz und habilitierte sich 2001 an der Goethe-Universität Frankfurt/Main für Volkswirtschaftslehre und Ökonometrie. Er war unter anderem als Konsulent für die OECD, die EU Kommission und die Weltbank tätig und ist Mitglied im Ausschuss für Sozialpolitik und im Ausschuss für Bevölkerungsökonomie des Vereins für Socialpolitik.

Abstract

Im Sozialstaat besteht ein Zielkonflikt zwischen der Höhe der bedarfsgeprüften Grundsicherung, den finanziellen Anreizen zur Aufnahme einer Beschäftigung im Niedriglohnbereich und den fiskalischen Kosten der Förderung von Beschäftigung in diesem Bereich („Sozialstaatsdilemma“). Ausgehend von einer Diskussion der Relevanz des Sozialstaatsdilemmas in Deutschland werden im ersten Teil des Vortrags diese Reformen hinsichtlich ihrer Beschäftigungs- und Verteilungswirkungen kritisch bewertet. Anschließend werden aktuelle Vorschläge aus Wissenschaft und Politik zur besseren Vereinbarkeit von Grundsicherung und dem Beschäftigungsziel („Kombilohnmodelle“) sowie eines „bedingungslosen Grundeinkommens“ dargestellt und deren potentiellen Beschäftigungs- und Verteilungswirkungen für Deutschland bewertet.

Gender (In-)Equality

Marion Lieser | 9. November 2016

Referentin

Marion Lieser hat im Januar 2012 die Geschäftsführung des Oxfam Deutschland e. V. übernommen. Sie hat im Laufe ihrer Karriere Erfahrungen in der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit genauso wie im Profit- und Non-Profit-Sektor gesammelt. Frau Lieser hat Sozialpädagogik/ Sozialarbeit, Soziologie und Umweltwissenschaften studiert und war während ihres gesamten Berufslebens im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland und im Ausland tätig.
Marion Lieser arbeitete unter anderem für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) im Bereich Frauen- Förderung und Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen im Sudan und Kenia, für die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), für die Consulting-Firma EPOS Health Management und für die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Tansania als integrierte Fachkraft für die Beratung der Leitung des größten zivilgesellschaftlichen Dachverbandes des Landes.

Abstract

Eine der ältesten und allgegenwärtigsten Formen sozialer Ungleichheit ist diejenige zwischen Männern und Frauen. Die extreme Ungleichheit hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen: 2015 besaßen nur 62 Einzelpersonen genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Gleichzeitig sind 70 Prozent der weltweit in extremer Armut lebenden Menschen Frauen. Damit sich dies verändert brauchen Frauen und Mädchen Chancengleichheit und Gleichberechtigung – nicht nur auf dem Papier. Der Vortrag skizziert die Dimensionen von Gender (In-)Equality sowie ihre Verknüpfungen mit ökonomischer und sozialer Ungleichheit, insbesondere unter entwicklungspolitischer Perspektive. Dabei wird ein Augenmerk auf Lösungswege und praktische Beispiele aus der Arbeit von Oxfam gelegt.

Wie viel Ungleichheit verträgt die soziale Marktwirtschaft?

Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio | 23. November 2016

Referent

Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio ist seit 2003 Universitätsprofessor für öffentliches Recht an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Er war von 1970 bis 1980 Kommunalverwaltungsbeamter bei der Stadt Dinslaken und im Anschluss Richter beim Sozialgericht Duisburg. 1987 folgte die Promotion in Rechtswissenschaften sowie 3 Jahre später eine weitere Promotion in Sozialwissenschaften. 1993 habilitierte Di Fabio an der Universität Bonn. Zwischenzeitlich war er als Professor an den Universitäten Münster, Trier und München tätig. Im Jahr 1999 wurde er zum Richter des Bundesverfassungsgerichts im zweiten Senat ernannt und übte dieses Amt 12 Jahre aus. Er ist unter anderem Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Abstract

Die soziale Marktwirtschaft ist das europäische Wirtschaftsmodell. Unter den Bedingungen der Globalisierung und digitalisierter neuer Wertschöpfungsketten wachsen Chancen für die einen, während andere als Modernisierungsverlierer erscheinen. Was ist an einer solchen Einschätzung richtig? Mit welchen Konsequenzen ist zu rechnen und wie kann ein ausgewogener normativer Rahmen rekonstruiert werden?

Brexit, Sozialsystem und offene Grenzen

Prof. em. Dr. Wolf Schäfer | 30. November 2016

Referent

Prof. em. Dr. Wolf Schäfer war bis 2006 Inhaber des Lehrstuhls für Theoretische Volkswirtschaftslehre und Vizepräsident der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Er ist Co-Direktor am Europa-Kolleg der Universität Hamburg und Vorsitzender der Hayek-Gesellschaft.  Seine bevorzugten Forschungsbereiche sind: Europäische Integration, Institutionenökonomie, Theorie und Politik der Außenwirtschaft.

Abstract

Das britische Votum für einen Brexit hat viele Gründe. Ein wichtiger ist die offensichtliche institutionelle Reformabstinenz der EU. Großbritannien als zweitgrößter Nettozahler ist zudem nicht mehr bereit, die sich aufgrund der ökonomischen und sozialen Ungleichheiten innerhalb der EU expandierenden Transferzahlungen und Haftungslasten mitzutragen, die sich auch durch die Flüchtlingskrise offenbaren. Vertragen sich offene Grenzen mit einem offenen Sozialsystem? Und wer ersetzt jetzt die subsidiär orientierten Briten im Kontrast zu dem eher zentralistisch ausgerichteten Integrationsansatz Frankreichs und den romanischen EU-Staaten? Die EU steht vor der Aufgabe signifikanter Institutioneller Reformen.

Flucht und Migration

Ringvorlesung im Frühjahrs-/Sommersemester 2016

Die neue Völkerwanderung

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn | 2. März 2016

Referent

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn ist seit 1994 Inhaber des Lehrstuhls für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und zudem seit 1999 Präsident des ifo-Instituts. Im Anschluss an Promotion, Habilitation und eine Tätigkeit als Wissenschaftlicher Assistent, jeweils an der Universität Mannheim, erhielt er seine erste Berufung als Professor an der University of Western Ontario in Kanada, bevor er Ordinarius an der LMU wurde. Professor Sinn zählt nicht nur zu den forschungsstärksten deutschsprachigen Ökonomen, sondern ist durch seine Buchveröffentlichungen und seine Präsenz in den Medien auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Ende März 2016 verabschiedet er sich in den Ruhestand, sein Nachfolger wird der bisherige Präsident des ZEW in Mannheim, Prof. Dr. Clemens Fuest.

Abstract

Aus ökonomischer Sicht gibt es für die freie Bewegung von Arbeitskräften nicht nur innerhalb eines Landes, sondern auch über die Grenzen hinweg gute Gründe. Migration ist für die beteiligten Volkswirtschaften positiv, wenn sie durch Lohn- und Produktivitätsunterschiede ausgelöst wird, doch wird sie verzerrt, wenn sie außerdem durch Nettotransfers des Staates angeregt wird, wie in Form sozialstaatlicher Leistungen, Steuern und einer frei verfügbaren Infrastruktur.

Derzeit führt auch die demographische, wirtschaftliche und politische Entwicklung in Ländern außerhalb Europas zu einer verstärkten Zuwanderung aus diesen Nachbarregionen nach Europa, insbesondere nach Deutschland. Das kann zu einem Abschreckungswettbewerb zwischen den möglichen Zielländern führen und den Sozialstaat erodieren.

Hat der Brain Drain auch Gewinner?

Dr. Benjamin Elsner | 16. März 2016

Referent

Dr. Benjamin Elsner forscht seit 2012 am Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn und ist dort seit 2014 Senior Research Associate und stellvertretender Programmdirektor für Migration. Im Anschluss an sein Diplomstudium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Regensburg wurde er am Trinity College Dublin, Irland, promoviert. In der Forschung befasst er sich hauptsächlich mit Migration sowie sozialen Netzwerken und nimmt in deutschen und internationalen Medien zu den Themen Migration und Integration Stellung.

Abstract

Die Auswanderung der besten Köpfe, auch genannt ‚Brain Drain‘, stellt für viele Entwicklungsländer eine Herausforderung dar. In den Medien wird dieser oft als Verlustgeschäft für Entwicklungsländer und die gesamte Welt dargestellt. Dabei können sowohl die Herkunfts- als auch die Zielländer vom Brain Drain profitieren. Dieser Vortrag beleuchtet, unter welchen Bedingungen es zu diesen Gewinnen kommt, und präsentiert erste Ergebnisse einer empirischen Studie, welche die globalen Effizienzgewinne des Brain Drain abschätzt.

Die Flüchtlingskrise: Chancen, Risiken, Handlungsansätze aus fiskalischer und kommunaler Sicht

Prof. Dr. Marc Hansmann | 27. April 2016

Referent

Prof. Dr. Marc Hansmann ist seit 2007 Stadtkämmerer und Ordnungsdezernent der Landeshauptstadt Hannover. Zuvor war er Beamter im Bundesfinanzministerium und Unternehmensberater in einer großen Unternehmensberatung. Nebenamtlich ist Herr Dr. Hansmann seit langem Lehrbeauftragter am Institut für Öffentliche Finanzen der Leibniz Universität Hannover und Honorarprofessor an der Kommunalen Hochschule für Verwaltung in Niedersachsen. Seine Veröffentlichungen umfassen zahlreiche Bücher und Artikel insbesondere zu den Themen „Staatsverschuldung“, „Kommunalfinanzen“ und „Verwaltungsreform“.

Abstract

Der Zuzug von Flüchtlingen hat Deutschland im letzten Jahr kalt erwischt. Die Verwaltungen von Bund und Ländern waren völlig überfordert. Die organisatorische (und finanzielle) Hauptlast blieb bei den Kommunen hängen, die dies nach anfänglichen Schwierigkeiten gut gemeistert haben. Die Konfliktfelder laufen zwischen den Staaten der EU über die Verteilung der Flüchtlinge, zwischen den deutschen Gebietskörperschaften über die Verteilung der Finanzierungslasten und zwischen den Parteien über die Frage, wie der Zuzug zu begrenzen sei. Mittelfristig besteht die wichtigste Herausforderung in der Integration der Flüchtlinge. Dabei bestehen große Chancen, aber auch erhebliche Risiken.

Warum versagt der Norden im Süden? – weil er auch im Norden versagt!

Prof. Dr. Heiner Flassbeck | 11. Mai 2016

Referent

Prof. Dr. Heiner Flassbeck war von 2003 bis zu seinem Abschied in den Ruhestand im Jahr 2012 Direktor der Abteilung „Globalisierung und Entwicklungsstrategien“ bei der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) in Genf. Zuvor war er unter anderem Leiter der Abteilung Konjunktur am DIW in Berlin sowie Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und wurde im Jahr 2005 von der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik zum Honorarprofessor berufen. Darüber hinaus ist Prof. Dr. Flassbeck Autor mehrerer ökonomischer Sachbücher und zahlreicher weiterer Publikationen, wodurch er auch außerhalb von Fachkreisen Bekanntheit erlangt hat.

Abstract

Seit Beginn des starken Zustroms von Flüchtlingen ist von deutschen Politikern immer wieder und laut die Forderung zu vernehmen, etwas in den Herkunftsländern der Flüchtlinge zu tun, um die Lage dort zu verbessern. Viel zu lange hat sich das offizielle Deutschland jedoch nicht für die Probleme der Entwicklungsländer interessiert. Eine miserable ökonomische Situation breiter Bevölkerungsschichten und die vollkommene Perspektivlosigkeit der Menschen, diese Situation in ihren Ländern auf friedlichem Weg spürbar verändern zu können, sind jedoch die Hauptursachen für Kriege, Bürgerkriege und Flüchtlingsströme. Es muss sich daher in erster Linie um die Lösung der makroökonomischen Probleme bemüht werden. Und das setzt voraus, dass man ihre Ursachen vorurteilslos analysiert, also etwa Dogmen wie den Wettbewerb um jeden Preis oder den Freihandel, die Freiheit der Devisenmärkte und die Liberalisierung der Kapitalmärkte in Frage stellt.

Die volkswirtschaftlichen Konsequenzen der Migration für die Bundesrepublik Deutschland

Prof. Dr. André Schmidt | 25. Mai 2016

Referent

Prof. Dr. Heiner Flassbeck war von 2003 bis zu seinem Abschied in den Ruhestand im Jahr 2012 Direktor der Abteilung „Globalisierung und Entwicklungsstrategien“ bei der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) in Genf. Zuvor war er unter anderem Leiter der Abteilung Konjunktur am DIW in Berlin sowie Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und wurde im Jahr 2005 von der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik zum Honorarprofessor berufen. Darüber hinaus ist Prof. Dr. Flassbeck Autor mehrerer ökonomischer Sachbücher und zahlreicher weiterer Publikationen, wodurch er auch außerhalb von Fachkreisen Bekanntheit erlangt hat.

Abstract

Seit Beginn des starken Zustroms von Flüchtlingen ist von deutschen Politikern immer wieder und laut die Forderung zu vernehmen, etwas in den Herkunftsländern der Flüchtlinge zu tun, um die Lage dort zu verbessern. Viel zu lange hat sich das offizielle Deutschland jedoch nicht für die Probleme der Entwicklungsländer interessiert. Eine miserable ökonomische Situation breiter Bevölkerungsschichten und die vollkommene Perspektivlosigkeit der Menschen, diese Situation in ihren Ländern auf friedlichem Weg spürbar verändern zu können, sind jedoch die Hauptursachen für Kriege, Bürgerkriege und Flüchtlingsströme. Es muss sich daher in erster Linie um die Lösung der makroökonomischen Probleme bemüht werden. Und das setzt voraus, dass man ihre Ursachen vorurteilslos analysiert, also etwa Dogmen wie den Wettbewerb um jeden Preis oder den Freihandel, die Freiheit der Devisenmärkte und die Liberalisierung der Kapitalmärkte in Frage stellt.

Reformen – Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Ringvorlesung im Herbst-/Wintersemester 2019

Politischer Stillstand oder Reformen?

Eine Bewegung in Gestalt einer Reform entsteht in unserer modernen Gesellschaft nicht willkürlich oder gar zufällig. Sie ist in der Regel von langer Hand geplant und kann dabei im Voraus wohldurchdacht werden. Reformvorschläge und Untersuchungen über deren tatsächliche Folgen entstammen mitunter auch weitgefächert der Volkswirtschaftslehre und anderen Sozialwissenschaften. Doch fällt in der aktuellen öffentlichen Diskussion nicht immer häufiger das Wort „Reformstau“? Forderungen nach tiefgreifenderen Veränderungen gerade angesichts der zahlreichen drängenden Themen unserer Zeit werden immer lauter.

Warum stocken Reformen mitunter? Wie beurteilt man den Erfolg einer Reform? Und was kann die Volkswirtschaftslehre dazu beitragen, notwendige Reformen zu befördern?

Diesen und weiteren spannenden Fragen widmet sich die Ringvorlesung im HWS 2019. Als Abschluss wird ein interaktiver Workshop stattfinden.

Die Veranstaltungen finden jeweils von 19:00 bis 20:30 Uhr in Hörsaal SN 169 im Schlossgebäude statt. Studierende aller Fakultäten sowie externe Gäste sind zu allen Veranstaltungen herzlich eingeladen.

Fünf Herausforderungen bei der Evaluation von Politikmaßnahmen – und wie diese angegangen werden können

Prof. Dr. Jan Marcus | 18. September 2019

Referent

Prof. Dr. Jan Marcus ist Inhaber der Juniorprofessur für Volkswirtschafts­lehre, insbesondere Ökonometrie, an der Universität Hamburg und Research Associate am Deutschen Institut für Wirtschafts­forschung (DIW Berlin). Schwerpunkt seiner Forschung sind empirische Fragestellungen im Bereich der mikroökonomischen Bildungs- und Gesundheitsforschung, insbesondere die Evaluierung verschiedener Politikmaßnahmen wie bspw. G8-Schulreform, Studien­gebühren und Alkoholverkaufsverbote. Seine Forschung verbindet politisch relevante Fragestellungen mit neuesten statischen Verfahren und Strategien zur Identifikation kausaler Effekte.

Abstract

Welche Herausforderungen treten bei der empirischen Wirkungs­analyse von Reformen auf? Wie kann man diese Herausforderungen angehen? Anhand aktueller Beispiele insbesondere aus der Bildungs- und Gesundheitsökonomik behandelt die Veranstaltung vom 18. September diese Herausforderungen sowie mögliche Lösungs­vorschläge. Dabei werden unterschiedliche Phasen von Evaluations-Vorhaben erörtert – von der Ermittlung kausaler Zusammenhänge bis zur Kommunikation der Ergebnisse an Öffentlichkeit und Entscheidungs­träger.

Die Dynamik von Reformen im öffentlichen Sektor – Schlaglichter aus der externen Sicht

Ina Wietheger, Roland Berger | 16. Oktober 2019

Referent

Ina Wietheger ist Diplom-Volkwirtin (International Economics, Universität Tübingen). Nach ihrem Studium und Auslandsaufenthalten in Mexiko, USA und Simbabwe hat sie die Postgraduiertenausbildung am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Berlin, absolviert. Ihre berufliche Laufbahn begann bei PwC in der Auslandsabteilung und führte sie dann über die Beratung in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit (vorwiegend in Lateinamerika) im Jahr 2000 zu Roland Berger. Frau Wietheger verantwortet dort mittlerweile als Partnerin das Geschäft im Bereich Civil Economics (Public). Sie hat im Auftrag der EU sowie zahlreicher Bundesministerien gearbeitet und insbesondere Projekte zur Transformation öffentlicher Organisationen geleitet.

Abstract

Globalisierung, zunehmende Interdependenzen, geopolitische Veränderungen, Klimawandel und Ressourcenschutz, demografischer Wandel, Migration, Digitalisierung und die Zukunftsfähigkeit demokratischer Systeme sind nur einige der Phänomene, die die öffentliche Debatte bewegen. In einer sich ständig und in kürzeren Zyklen verändernden Umwelt ist der öffentliche Sektor in Verantwortung, neue Rahmenbedingungen aktiv mitzugestalten und seine Aufgabenwahrnehmung ständig anzupassen. Die Dynamik und Qualität, in der Reformen initiiert und gestaltet werden, stellt sich aus verschiedenen Perspektiven unterschiedlich dar. Aus dem Blickwinkel der langjährigen Interaktion und Kooperation mit dem öffentlichen Sektor versuchen wir, Antworten auf folgende Fragen zu finden: Was sind die bestimmenden Faktoren für Reformen, ihren Erfolg und ihre Dynamik? Was sind die zukünftigen Anforderungen an den öffentlichen Sektor? Welche Veränderungen sind zu beobachten? Wo liegen die Herausforderungen und wie können diese bewältigt werden.

Reformoptionen für ein Bedingungsloses Grundeinkommen

Prof. Dr. Bernhard Neumärker, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg | 30. Oktober 2019

Referent

Prof. Dr. Bernhard Neumärker beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Fragen sozialer Gerechtigkeit, gesellschaftlicher Konflikte und staatlicher Reformbereitschaft aus ordnungspolitischer Perspektive. Seit einiger Zeit wendet er sein auf diesen Fragen aufbauendes Gerüst des „Neuen Ordoliberalismus“ und der „Sozialen Nachhaltigkeit“ auf das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) an und stellt dabei fest, dass das BGE all diese Fragen integriert und dabei eine interdisziplinäre Betrachtungsweise erzwingt, die vor allem neue Freiheits- und Gerechtigkeitsaspekte zur Weiterentwicklung des Ordoliberalismus hervorbringt. Seit 1. Juni 2019 ist Bernhard Neumärker Inhaber der Götz Werner Professur für Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie an Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Abstract

Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ist seit Jahren in der Diskussion um eine Sozialstaatsreform. Nach einer Einführung in das Konzept und seine grundlegenden Varianten werden verschiedene Reformoptionen und -strategien dargestellt und diskutiert. Dabei bestehen sowohl Praxisvorschläge wie Pilotexperimente, Grundrente oder Klimaprämie als auch theoretische Ideen (z.B. Sozialvertragsreformen, „Neuer Ordoliberalismus“ und Gemeinschaftsgutfinanzierung). Diese Vorschläge werden in den Zusammenhang mit den Herausforderungen des BGE an die Gesellschafts-, Wirtschafts- und Sozialpolitik gestellt und auf ihre Implementierungschancen hin diskutiert. Dabei wird zugleich in die vielfachen Facetten des BGE-Ansatzes eingeführt.

Reformvorhaben im politischen Prozess – Impulse und Dynamiken der Umsetzung

Dr. Astrid Klesse, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie | 13. November 2019

Referentin

Dr. Astrid Klesse leitet seit Juni 2017 die Unterabteilung „Grundsatzfragen der Wirtschaftspolitik“ in der wirtschaftspolitischen Abteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Zuvor war sie für einige Jahre in dieser Abteilung als Referatsleiterin tätig. Sie begann ihre berufliche Laufbahn als promovierte Diplom-Volkswirtin beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) und hat anschließend im Bundeswirtschaftsministerium in verschiedenen Abteilungen gearbeitet, u. a. in der Industrie- und der Mittelstandsabteilung. Sie ist Mitglied des Aufsichtsrates der PD Partnerschaft Deutschland GmbH.

Abstract

Reformvorhaben treffen regelmäßig auf eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung. Sie werden begrüßt – einigen gehen sie aber auch zu weit, nach Ansicht anderer greifen sie zu kurz und wieder andere halten die jeweils eingeschlagene Richtung für verfehlt. Reformen bedeuten Veränderung und werden als Chance gesehen. Sie produzieren aber häufig Gewinner ebenso wie Verlierer.  Wie kommt eine Reformagenda zustande, wer gibt die Impulse, wer nimmt Einfluss und wie verlaufen Reformprozesse? Diese Fragen sollen anhand von wirtschaftspolitischen Beispielen aus der Bundespolitik diskutiert und illustriert werden.

20. November 2019  | Prof. Dr. Eckhard Janeba
Interaktiver Workshop zur Entwicklung von Reformen
Abstract: tba

Umweltökonomik

Ringvorlesung im Frühjahr-/Sommersemester 2019

Die Menschen sind sich mehr und mehr der Tatsache bewusst, dass ihre eigene Zukunft und die Zukunft ihrer Nachkommen ganz wesentlich vom künftigen Zustand der natürlichen Umwelt abhängig ist. Die Volkswirtschafts­lehre und hier speziell die Umweltökonomik kann mit ihren Konzepten und Methoden in vielfältiger Weise zum Verständnis der grundlegenden Problematiken beitragen sowie effektive und effiziente Lösungs­ansätze beisteuern.

Im Frühjahr-/Sommersemester 2019 werden sechs geladene Referentinnen und Referenten aktuelle Themen der Umweltökonomik beleuchten und dabei neben ihrem Vortrag auch Gelegenheit zur Diskussion geben. Die Veranstaltungen 1 bis 5 finden jeweils von 19:00 bis 20:30 Uhr in Hörsaal SN 169 im Schlossgebäude statt. Die sechste Veranstaltung findet von 19:00 bis 20:30 Uhr in Hörsaal M 003 im Mittelbau des Schlossgebäudes statt.

Effects of tipping points in the climate and other natural resource systems

Prof. Dr. Florian Diekert | 20. Februar 2019

Referent

Prof. Dr. Florian Diekert ist als Juniorprofessor am Alfred-Weber-Institut für Wirtschafts­wissenschaften der Universität Heidelberg tätig. Seine Forschungs­schwerpunkte liegen in den Gebieten der Umweltökonomie und Spieltheorie. Diekert studierte Umwelt- und Entwicklungs­ökonomie an der Universität Oslo. Dort lehrte und forschte er nach seiner Promotion im Jahr 2011 an der Fakultät für Sozial­wissenschaften sowie an der Fakultät für Mathematik und Natur­wissenschaften. Aufenthalte als Gast­wissenschaft­ler führten ihn an die Columbia University in New York und an die University of California in Santa Barbara.  Im September 2016 nahm er den Ruf an die Universität Heidelberg an.

Abstract

Viele natürliche Ressourcen waren durch komplexe ökologische Prozesse bestimmt, die Kipppunkte aufweisen können. Das Überschreiten eines solchen Klipppunktes kann desaströse und zum Teil unwiderrufliche Konsequenzen haben. So hat sich zum Beispiel der Dorschbestand vor der Ostküste Kanadas nach dem Zusammenbruch Anfang der 90’er Jahre bis heute nicht erholt. Auch der Dorschbestand vor der Ostküste Norwegens stand Ende der 80’er am Rande des Kollapses. Hier hat aber ein Zusammenspiel von verändertem Fangverhalten und günstiger Umwelt­entwicklung den Trend gewendet. Heute ist der norwegische Dorschbestand der größte der Welt. In der Tat stellen Kipppunkte nicht nur eine Bedrohung, sondern auch eine Chance dar. Im Rahmen des Vortrags werden fremde und eigene wirtschafts­wissenschaft­liche Forschungen zu diesem Thema vorgestellt. Und es wird der Frage nachgegangen, unter welchen Voraussetzungen ein drohender Kipppunkt als Anlass genommen werden kann zusammenzustehen oder aber – in einer Art „Torschlusspanik“ – jeder nach dem greift, was er noch für sich herausholen kann.

Natur als Versicherung

Prof. Dr. Stefan Baumgärtner | 6. März 2019

Referent

Prof. Dr. Stefan Baumgärtner ist Inhaber des Lehr­stuhls für Umweltökonomie und Ressourcen­management der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen auf dem Gebiet der Umwelt- und Ressourcenökonomik und der Ökologischen Ökonomik, mit einem Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit. Zudem ist Baumgärtner als wissenschaft­licher Berater für verschiedene politische Verantwortungs­träger tätig, dar­unter die Europäische Kommission, das Bundes­ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, das Bundes­ministerium für Bildung und Forschung sowie verschiedene Einrichtungen der Republik Namibia.

Abstract

Menschen nutzen und wertschätzen die Natur in vielfältiger Weise. Funktionierende Ökosysteme stellen nicht nur wertvolle Leistungen vor Überflutung oder Krankheit dar. Sie sorgen auch dafür, dass diese Leistungen sicher sind. Diese Versicherungs­leistung, die Ökosysteme für risiko-averse Nutzer Ihrer Leistungen erbringen, lässt sich mit mikroökonomischen Methoden einfach konzeptionalisieren und bewerten. In diesem Vortrag wird der Versicherungs­wert der Natur für den Menschen erläutert. Als konkrete Beispiele werden betrachtet
(1) die Biodiversität an wilden Bestäuber-Insekten für die Mandelproduktion in Kalifornien und
(2) die Resilienz des Grundwassersystems für die landwirtschaft­liche Produktion im Goulburn-Broken-Gebiet in Australien.

Auswirkung von Digitalisierung auf die Nachhaltigkeit

Prof. Dr. Ulrike Grote | 20. März 2019

Referentin

Prof. Dr. Ulrike Grote ist seit 2006 Professorin an der Wirtschafts­wissenschaft­lichen Fakultät der Leibniz Universität Hannover und Direktorin des dortigen Instituts für Umweltökonomie und Welthandel. Ihre Forschungs­schwerpunkte sind Umwelt- und Entwicklungs­ökonomie sowie internationaler Handel. Sie promovierte in Kiel und habilitierte sich in Bonn. Zuvor arbeitete sie mehrere Jahre bei internationalen Organisationen wie der Asiatischen Entwicklungs­bank (ADB) in Manila und der OECD in Paris. Sie ist Senior Fellow am Zentrum für Entwicklungs­forschung (ZEF) in Bonn, Mitglied des European Development Research Network (EUDN) und des Entwicklungs­ökonomischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik.

Abstract

Die Digitalisierung schreitet schnell voran. Sie führt zur Wissensexplosion, zur Entstehung von virtuellen Räumen und macht viele Dinge smart (smart cities, smart homes, climate-smart agriculture). Aber wie smart ist die Digitalisierung wirklich, wenn es um unsere Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft geht? Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf Nachhaltigkeit? Vermag die Digitalisierung die 17 Nachhaltigkeits­ziele zu befördern? Kann sie zur Ernährung von gut 10 Milliarden Menschen beitragen und gleichzeitig die planetaren Leitplanken einhalten? Auf diese und ähnliche Fragen geht Frau Prof. Grote in ihrem Vortrag ein. Sie ist Mitglied des Wissenschaft­lichen Beirats der Bundes­regierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und gibt einen ersten Einblick in das nächste WBGU Hauptgutachten zum Thema Digitalisierung und Nachhaltigkeit, das 2019 veröffentlicht wird.

Naturschutz und Ökonomie: Wie passt das zusammen?

Prof. Dr. Katrin Rehdanz | 3. April 2019

Referentin

Prof. Dr. Katrin Rehdanz ist Professorin für Umwelt- und Energieökonomik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Sie hat Volkswirtschafts­lehre an der Universität Hamburg studiert und war Doktorandin der Forschungs­stelle Nachhaltige Umwelt­entwicklung der Uni Hamburg. Ende 2007 ist sie zunächst als Juniorprofessorin für Umwelt- und Ressourcenökonomik an die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gewechselt. Bis 2012 hat sie die Nachwuchsforschergruppe „Valuing the Ocean“ im Exzellenzcluster „Future Ocean“ geleitet. Seit Ende 2016 ist sie Direktorin des Instituts für Umwelt-, Ressourcen- und Regionalökonomik. Ihr Forschungs­schwerpunkt liegt im Bereich der quantitativen Umwelt- und Energieökonomik. Sie ist eine der wenigen Ökonominnen in Deutschland, die im Bereich der Umwelt­bewertung arbeiten.

Abstract

Die Natur liefert den Menschen die Grundlagen des Lebens: Güter wie Nahrung und Holz, Leistungen wie sauberes Wasser, Pflanzenbestäubung und natürlichen Hochwasserschutz. In vielen Fällen ignoriert die Gesellschaft, dass die Leistungen der Natur (sogenannte Ökosystemleistungen) schützenswert sind. Als Folge werden bei Entscheidungen, die auch Leistungen der Natur betreffen, diese nicht immer ausreichend berücksichtigt. In ihrem Vortrag zeigt Prof. Rehdanz auf, welche Möglichkeiten und Grenzen es gibt, die Einstellungen der Menschen für die Leistungen der Natur zu analysieren. Anhand von Beispielen wird verdeutlicht, wie umfassende Werte hergeleitet werden und wie diese Informationen der Bevölkerung und den gesellschaft­lichen Entscheidungs­trägern helfen können, eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen zu ermöglichen.

Welche Rolle spielt die Bioenergie in der Energiewende und im Klimaschutz?

Prof. Dr. Gernot Klepper | 10. April 2019

Referent

Prof. Dr. Gernot Klepper forscht am Institut für Weltwirtschaft, wo er für viele Jahre Leiter des Forschungs­bereichs „Umwelt und natürliche Ressourcen“ war. Er ist Sprecher des Kiel Earth Instituts. Klepper studierte Volkswirtschafts­lehre an der Universität Heidelberg und promovierte in Agrarökonomie an der University of Kentucky. Seine Forschungs­interessen konzentrieren sich auf den Klimaschutz mit dem Schwerpunkt Modellierung und Analyse von klimapolitischen Instrumenten. Zudem ist er in vielen Beratungs- und Netzwerkaktivitäten involviert, dazu gehören derzeit seine Tätigkeiten als Vorsitzender des Wissenschaft­lichen Beirats des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung, als Vorsitzender von International Sustainability and Carbon Certification sowie als stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Klimakonsortiums.

Abstract

Um die Ziele des Pariser Übereinkommens erreichen zu können, bedarf es der Ausschöpfung alle Einsparungs­potentiale für Treibhausgase (THG). Einen wichtigen Beitrag dazu kann die Bioenergie liefern. Allerdings ist ihr Einsatz umstritten, weil eine Ausweitung der Bioenergienutzung mit einer Vielzahl von trade-offs verbunden ist: Knappe Flächen fruchtbaren Lands werden der Produktion von Nahrungs­mitteln entzogen, ökosystemare Dienstleistungen gehen verloren, wenn bisher ungenutzte Naturflächen zu Energieplantagen umgewandelt werden, eine Zunahme von Importen von Biomasse aus Entwicklungs­ländern wird als Klimaschutz reicher Länder auf Kosten armer Länder angesehen. Es ist auch unklar, wie groß die THG-Einsparung verschiedener Biomassenutzungen zur Energieerzeugung ist, wenn die indirekten Landnutzungs­änderungen in den THG-Bilanzen berücksichtigt werden. Schließlich kann Bioenergie bei den vom IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) als erforderlich angesehenen „negativen Emissionen“ eine wichtige Rolle spielen.

International Environmental Agreements: Climate Coalitions and the Effect of Trade Sanctions

Dr. Achim Hagen | 8. Mai 2019

Referent

Dr. Achim Hagen ist Postdoc an der Resource Economics Group der Humboldt-Universität zu Berlin. Er studierte in Lüneburg, Oldenburg und Nizza und arbeitete als wissenschaft­licher Mitarbeiter am Lehr­stuhl für Umwelt- und Entwicklungs­ökonomie an der Universität Oldenburg bevor er an die Humboldt-Universität wechselte und dort 2018 promovierte. Forschungs­aufenthalte führten ihn unter anderem an die London School of Economics und an die Wageningen University. In seiner Forschung beschäftigt er sich vorwiegend mit internationalen Umweltabkommen und der politischen Ökonomie des Klimawandels.

Abstract

Although there is scientific agreement on the negative effects of anthropogenic climate change, finding cooperative solutions to tackle this problem on an international level is extremely challenging due to strong free-rider incentives. Acknowledging the difficulty to reach a binding global agreement for climate change migration, a number of policy proposals have been brought forward in the economic literature on the formation of international environmental agreements. These include side payments and issue-linkage. One prominent example of issue-linkage is the idea to link the climate and the trade regime by introducing trade sanctions against outsiders of climate coalition. This mechanism has been prominently examined by the Nobel laureate William Nordhaus, who has called such a coalition “climate club” but has neglected the possibility that outsiders might retaliate by introducing trade sanctions against the climate coalition. In this lecture we will discuss the strategic difficulties of climate coalition formation and recent developments in the field of game theoretic research on the formation of international environmental agreements. Further, we will investigate if trade sanctions against outsiders can be used to stabilize climate coalitions when outsiders retaliate.

The New Normal – aktuelle Makroökonomie

Ringvorlesung im Frühjahrs-/Sommersemester 2018

Auch in diesem Semester wird es wieder eine Ringvorlesung geben. Das Thema? The New Normal.

Spätestens seit 2007/08 ist es klar geworden, dass die Standardmodelle und Annahmen der Makroökonomie nicht mehr ausreichend sind, um die aktuellen Phänomene und Herausforderungen zu erklären. 
Was die optimale Inflationsrate sein sollte, ob Zentralbankunabhängigkeit ein Relikt von gestern ist oder wovon der international Handel genau abhängt – es gibt genug Fragen. Ob man Antworten auf sie finden kann, wie diese aussehen und ob nicht dadurch nicht noch mehr Fragen aufgeworfen werden, dem gehen wir mit unserer Ringvorlesung dieses Semester nach.

Alle weiteren Informationen folgen kurz vor Semesterstart!

Die Veranstaltungen finden jeweils von 19:00 bis 20:30 Uhr im Hörsaal SN169 im Schloss statt.

Niedrige Inflation: Heute hier, morgen fort

Dr. Henning Weber | 28. Februar 2018

Referent

Dr. Henning Weber ist Ökonom in der Research-Abteilung der Deutschen Bundes­bank und widmet sich derzeit im Rahmen seiner Forschungs­tätigkeit den Gebieten Makroökonomik und Geldpolitik. Weber studierte in Konstanz und Berlin Volkswirtschafts­lehre und wurde im Jahr 2008 an der Freien Universität Berlin promoviert. Im Anschluss war er unter anderem von 2010 bis 2013 am Kieler Institut für Weltwirtschafts­forschung als stellvertretender Forschungs­leiter auf der Gebiet „Macroeconomic Policy under Market Imperfections“ tätig. Hier befasste er sich insbesondere mit den Substitutions­effekten auf die Inflations­erfassung sowie den Effekten des Euros auf den Handel. Ende 2013 wechselte er in das Forschungs­zentrum der Deutschen Bundes­bank.

Abstract

In wichtigen Wirtschafts­räumen liegt die Inflations­rate seit einigen Jahren unter dem Inflations­ziel der Zentralbank. Die Veranstaltung am 28. Februar 2018 beleuchtet diese Situation, ausgehend von aktuellen Inflations­zahlen über die Messung von Inflation hin zu ökonomischen Erklärungen und den Folgen für die Geldpolitik. Insbesondere geht es um folgende Fragen: Wie hat sich die Inflations­rate in den Jahren vor und seit der Finanzkrise entwickelt? Hat sich die Inflations­rate in bestimmten Industrieländer­n bzw. wichtigen Industrien ähnlich entwickelt? Wie wird Inflation von den Statischen Ämtern gemessen, und was sagt diese Größe damit eigentlich aus (und was nicht)? Welche Erklärungs­ansätze für niedrige Inflations­raten gibt es, und wie kann die Geldpolitik reagieren?

Staatshaushalt, Zentralbankunabhängigkeit und Inflation

Prof. Dr. Andreas Freytag | 07. März 2018

Referent

Prof. Dr. Andreas Freytag ist Professor für Wirtschafts­politik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Neben Fragen zur deutschen und europäischen Wirtschafts­politik interessieren ihn insbesondere außen­wirtschaftliche und entwicklungs­politische Themen. Sein Ansatz ist ein ordnungs­politischer und institutionen­ökonomischer; er ist aktiv in der Public Choice Society. Freytag ist zudem Direktor von Tutwa Deutschland und Mitglied des CESifo Forschungs-Netzwerks. Er ist assoziiert mit dem European Centre for International Political Economy in Brüssel und dem South African Institute of International Affairs in Johannesburg, wo er 2008 Bradlow Fellow war. Freytag studierte Volkswirtschafts­lehre in Kiel, promovierte und habilitierte in Köln. Er ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher, u. a. des mit Juergen B. Donges gemeinsam verfassten Lehrbuchs „Allgemeine Wirtschafts­politik“. Außerdem verfasst er eine wöchentliche Kolumne in der WiWo-online: http://www.wiwo.de/themen/Freytags-Frage.

Abstract

Es gibt in der Geschichte der Menschheit keine Hyperinflation, die nicht von Regierungen in dem Bemühen, ihre Staats­ausgaben zu finanzieren, verursacht wurde. Deshalb kommt den Zentralbanken eine besondere Rolle bei der Inflations­vermeidung zu. Je unabhängiger sie vom politischen Tagesgeschäft sind, desto besser können sie Inflation bekämpfen bzw. – positiv formuliert – für Preisniveaustabilität sorgen. Die Veranstaltung wird die politökonomische Logik sowie die Grundelemente des Konzepts der Zentralbankunabhängkeit erläutern und anhand einiger Beispiele zeigen, unter welchen Bedingungen unabhängige Zentralbanken das Ziel der Preisniveaustabilität erreichen können. Dabei wird auch ein Ausblick auf die Zukunft der Zentralbankunabhängigkeit in Zeiten des Quantitative Easing gegeben.

Unsicherheiten und Erwartungen

Prof. Dr. Robert Czudaj | 21. März 2018

Referent

Prof. Dr. Robert Czudaj ist Inhaber der Juniorprofessur für Empirische Wirtschafts­forschung an der Technischen Universität Chemnitz. Seine Forschungs­schwerpunkte liegen in den Gebieten Angewandte Ökonometrie, Zeitreihenanalysen und Finanzmärkte. Czudaj studierte an der Universität Duisburg-Essen, wo er auch im Jahr 2013 im Bereich der empirischen Analyse von Finanzmärkten promovierte und im Anschluss seine Lehr­tätigkeit aufnahm. In den letzten Jahren hat er sich in seinen Publikationen insbesondere mit Thematiken in Bezug auf Wechselkurse auseinandergesetzt.

Abstract

Das letzte Jahrzehnt war und ist durch unterschiedliche Krisen geprägt, die in der Bevölkerung und nicht zuletzt auf den Finanzmärkten Unsicherheit auslösen. Ereignisse wie z. B. das Brexit-Referendum in Großbritannien, die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten oder der Erfolg des Front National in Frankreich und der AfD in Deutschland verändern die Politiklandschaft in den entsprechenden Länder­n deutlich und tragen zu der allgemeinen Unsicherheit bei. In der akademischen Literatur hat das Thema Unsicherheit in den letzten Jahren ebenfalls eine zentrale Rolle eingenommen. Die Veranstaltung beschäftigt sich mit unterschiedlichen Konzepten von Unsicherheit, deren Messung sowie deren Effekt auf Erwartungen an den Finanzmärkten.

Worte auf der Goldwaage – die Rolle der Zentralbank-Kommunikation in Zeiten der unkonventionellen Geldpolitik

Michael Ehrmann, PhD | 11. April 2018

Referent

Nach Abschluss seines Ph.D. am European University Institute (EUI) in Florenz lehrte Michael Ehrmann in Berlin und Frankfurt. Anschließend zog es ihn nach Kanada, wo er diverse Positionen in der Research Abteilung der Bank of Canada innehielt. Ende 2016 kehrte er nach Frankfurt zurück. Michael Ehrmann ist momentan Leiter der Monetary Policy Research Division an der Europäischen Zentralbank und analysiert dort die Auswirkungen der Geldpolitik der EZB.

Abstract

Kommunikation ist ein integraler Bestandteil der Geldpolitik: Zentralbanken beeinflussen das Wirtschafts­geschehen nicht nur durch ihre Politikmaßnahmen, sondern darüber hinaus in nicht unerheblichem Maße durch ihre Kommunikation. Insbesondere Finanzmärkte verfolgen die Veröffentlichungen der Zentralbanken sehr genau, aber auch in anderen Wirtschafts­bereichen, in den Medien, der Politik und zunehmend in der breiten Öffentlichkeit wird ihnen Beachtung geschenkt. Die Bedeutung der Zentralbankkommunikation hat insbesondere seit der globalen Finanzkrise stark zugenommen: Zentralbanken haben neue geldpolitische Instrumente eingesetzt, deren Wirkungs­weise erklärt werden musste und die in der öffentlichen Debatte zum Teil kontrovers diskutiert wurden. Darüber hinaus haben viele Zentralbanken begonnen, ihre Geldpolitik längerfristig auszurichten, was beinhaltet, dass sie ihre Erwartungen über den weiteren Verlauf der geldpolitischen Maßnahmen bekanntgeben. In dieser Veranstaltung werden diese Entwicklungen aufgezeigt, und es wird untersucht, inwiefern es den Zentralbanken tatsächlich gelungen ist, ihre geldpolitischen Strategien zu erklären und die Erwartungen über zukünftige geldpolitische Maßnahmen zu beeinflussen.

Quality and Gravity in International Trade

Prof. Dr. Lisandra Flach | 16. Mai 2018

Referentin

After graduating from Mannheim in 2012, Prof. Dr. Lisandra Flach held a couple of different positions like consultant to the OECD and the ifo Institute. Additionally she was Visiting Researcher and Scholar at Columbia and Havard. She currently is assistant professor at the LMU in Munich where she focuses especially on the impact of and the reactions of firms to international trade.

Abstract

International trade is currently one of the big questions in our world. After an enormous increase in the last decades it seems as if it has lost some steam. An important factor in this development is trade liberalisation. Often we hear about TTIP, NAFTA and TPP, but what about the firms? How do they respond to lower trade barriers, and are there special industries that profit more than others? We are going to have a look at how firms differing in industries react to trade liberalisation. First in theory and then also empirically we will investigate how economics of scale will have an effect on innovation and the response of firms to lowering trade barriers.

Entwicklungsökonomik – Herausforderungen. Chancen. Lösungen?

Ringvorlesung im Herbst-/Wintersemester 2017

Zugang zu fließendem sauberen Wasser, ein Stromanschluss oder gar eine Internetverbindung – viele der für uns alltäglichen Dinge sind für einen großen Teil der Menschheit noch lange kein Alltag. Doch wie kann man deren Situation verbessern? Welche theoretischen Ansätze lassen sich in die Praxis umsetzen? Welche Entwicklungsprogramme sind wirklich hilfreich? Wie schafft man es, Investitionsanreize in Entwicklungsländern zu setzen?

Diese und viele weitere spannende Fragen sind Gegenstand der Ringvorlesung des HWS 2017. Dazu begrüßt die Abteilung Volkswirtschaftslehre Referenten mit theoretischem wie auch mit praktischem Tätigkeitsschwerpunkt, die einen tiefergehenden Einblick in ihre Ideen und Ansätze zur Beantwortung dieser entscheidenden Fragen geben werden.

Die Veranstaltungen finden jeweils von 19:00 bis 20:30 Uhr im Raum M 003 im Mittelbau des Schlossgebäudes statt.

Sustainable Development Goals – Ziele, Herausforderungen, Hintergründe

Michael Seckler | 20. September 2017

Referent

Michael Seckler arbeitet als Junior Professional Officer (JPO) für das United Nations Regional Information Centre (UNRIC) in Bonn. Zuvor war er ein Jahr lang für die Europäische Kommission in Brüssel tätig. Er hat einen gemeinsamen Studienabschluss der Universität Aarhus (Dänemark) und der Universität Amsterdam in „Journalism, Media and Globalization“.

Abstract

700 Millionen Menschen weltweit sind von extremer Armut betroffen. 795 Millionen leiden täglich an Hunger. Mehr als eine Milliarde haben keinen Zugang zu Elektrizität. Das zu ändern ist Ziel der Vereinten Nationen. Bis 2030 hat man sich für die Erfüllung der insgesamt 17 Ziele Zeit gegeben. Die Sustainable Development Goals sind ein Mammutprojekt, das große Herausforderungen birgt, dessen Ziele aber enorm wichtig für das weitere Zusammenleben auf unserem Planeten sind.

Der Vortrag von Michael Seckler (UNRIC Büro Bonn) wird sich mit dem Entstehungskontext, der Struktur und der Funktionsweise der Agenda beschäftigen und wird insbesondere auf die großen Herausforderungen eingehen, die diese Ziele mit sich bringen.

Theorie in der Praxis – Bedeutung entwicklungsökonomischer Ansätze für die GIZ

Dr. Michael Krempin | 4. Oktober 2017

Referent

Im Anschluss an sein Studium der Politikwissenschaft und Germanistik an der TU Braunschweig promovierte Dr. Michael Krempin mit einer Doktorarbeit über die Bauernbewegung in Bolivien. Bolivien war auch Schwerpunkt seiner anschließenden Arbeit bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Er forschte weiterhin über die Entwicklung Südamerikas am Institut für Iboamerika-Kunde und als Programmkoordinator für lateinamerikanische Länder beim Centrum für internationale Migration und Entwicklung. Seine langjährige Erfahrung bringt Krempin heute als Senior Policy Berater in der Stabsstelle Unternehmensentwicklung der GIZ ein. Dabei beschäftigt er sich vor allem mit Grundsatzfragen und der Zukunft der politischen Entwicklungszusammenarbeit.

Abstract

In Zeiten der Globalisierung ist eine internationale Zusammenarbeit in entwicklungspolitischen Fragen unabdingbar. Doch welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Sind theoretische Vorstellungen mit der Praxis vereinbar? Und gibt es die EINE Lösung für eine erfolgreiche internationale Entwicklungszusammenarbeit?

Der Vortrag von Dr. Krempin setzt sich mit diesen Fragen auseinander und geht auf die Bedeutung entwicklungstheoretischer Ansätze für eine erfolgreiche internationale Entwicklungspolitik ein. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die praktische Umsetzung theoretischer Konzepte in der Projektarbeit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) gelegt und dargestellt, wie sich entwicklungspolitische Ziele vor Ort umsetzen lassen.

Chinesische Entwicklungshilfe und ihre Konsequenzen

Dr. Andreas Fuchs | 18. Oktober 2017

Referent

Dr. Andreas Fuchs ist Akademischer Mitarbeiter am Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er am Forschungszentrum für Verteilungskonflikte und Globalisierung arbeitet. Im akademischen Jahr 2012/2013 war er als Postdoc am Niehaus Center for Globalization an der Princeton University beschäftigt. Dr. Fuchs hat 2012 seine Dissertation zum Thema „Politische Determinanten von Auslandshilfe und internationalem Handel aufstrebender Schwellenländer“ verfasst. In seinen Forschungsarbeiten untersucht er vor allem die Vergabeentscheidungen aufstrebender Geldgeber von Entwicklungshilfe und deren Bedeutung im Kontext internationaler Spannungen. Seit 2015 leitet Dr. Fuchs das DFG-geförderte Projekt „Die Ökonomie aufstrebender Geber in der Entwicklungszusammenarbeit“. Er ist Mitglied des European Development Network (EUDN), des Entwicklungsökonomischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik und des AidData-Programm des Collge of William and Mary, Virginia.

Abstract

Chinas Entwicklungshilfe wächst rasant auf allen Kontinenten. Viele Beobachter sehen diese Entwicklung als Gefahr für die bislang durch die USA, Europa und Japan dominierte internationale Entwicklungspolitik, andere loben Peking für die großen Entwicklungschancen, die entstehen. Was bestimmt die Höhe der Hilfe? In welchen Ländern, Provinzen und Sektoren ist China aktiv und warum? Welche Auswirkungen haben Pekings Entwicklungsaktivitäten auf das Wirtschaftswachstum, die Regierungsführung, Konflikte und andere Entwicklungsindikatoren in Empfängerländern?

Der Vortrag von Dr. Fuchs wird sich mit diesen Fragen auseinandersetzen und dabei auch den Einfluss auf die „westliche Entwicklungspolitik“ durch einen Anstieg chinesischer Entwicklungshilfe thematisieren.

Nachhaltige Elektrifizierung in Afrika: Die Nachfrage nach Solarstrom – Experimentelle Evidenz aus Ruanda.

Prof. Dr. Michael Grimm | 8. November 2017

Referent

Nach seinem Studienabschluss als Diplom-Volkswirt an der Goethe Universität Frankfurt ließ Prof. Dr. Michael Grimm einen Master in „Population and Development Economics“ an der Universität Sciences-Po in Paris folgen. Ebendort verfasste er später auch seine Dissertation zum Thema „Demo-economic behaviour, income distribution and development“. Im Anschluss war er u. a. als Berater bei der Weltbank in Washington sowie als Gastprofessor an der Erasmus Universität Rotterdam tätig. Seit 2012 ist Prof. Grimm Lehrstuhlinhaber für Development Economics an der Universität Passau und derzeit zugleich Prodekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Prof. Grimm ist Mitglied des European Development Networks, der Society of Economic Inequality und des Entwicklungsökonomischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik. Daneben ist er außerdem Gründungsmitglied des Poverty Reduction, Equity and Growth Network (PEGNet) am Kieler Institut für Weltwirtschaft.

Abstract

Die UN haben sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 allen Haushalten Zugang zu Elektrizität zu ermöglichen. Die Kosten hierfür sind jedoch enorm, insbesondere bei einem Ausbau konventioneller Elektrizitätsnetze. Als kostengünstige Alternative werden vor allem autonome, lokale Energiequellen in Erwägung gezogen. Insbesondere wird auf Haushaltssolaranlagen gesetzt. Die Anzahl der Anbieter steigt bereits, auch in Afrika. Fraglich ist, inwieweit der Markt alleine Haushalte bedienen kann.

Der Vortrag von Prof. Grimm geht dieser Frage nach. Im Zentrum steht ein Experiment in Ruanda, welches die Zahlungsbereitschaft der Haushalte für verschiedene Solaranlagen mittels einer anreizkompatiblen Methode misst. Dabei stellt Prof. Grimm neben seinem Vorgehen auch entwicklungspolitische Lösungsansätze vor, die möglichst schnell und kostengünstig armen afrikanischen Haushalten den Zugang zu Elektrizität ermöglichen sollen.

Förderung der Privatwirtschaft in Entwicklungs- und Schwellenländern – ein Paradigmenwechsel in der Entwicklungspolitik?

Bruno Wenn | 22. November 2017

Referent

Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre und anschließendem Postgraduiertenstudium am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik trat Bruno Wenn 1982 als Projektmanager für Vorhaben auf den Philippinen und in Indonesien in die damalige Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein. Nach diversen Stationen in leitender Funktion, unter anderem als Leiter des Auslandssekretariats der KfW Bankengruppe, übernahm er 2006 die Leitung des Bereichs Subsahara Afrika in der KfW Entwicklungsbank. Seit Oktober 2009 ist Bruno Wenn Sprecher der Geschäftsführung der DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft GmbH.

Abstract

Ist die westliche Entwicklungspolitik der vergangenen Jahre gescheitert? Wurde der Aufbau einer stabilen Wirtschaft in den meisten Entwicklungsländern versäumt? Kann solch ein Projekt überhaupt gelingen? Und wenn ja, wie realisiert man es?

Sinnvolle Investitionen und langfristig angelegte Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern sind der Kern der Arbeit der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG). Dabei werden insbesondere Unternehmer vor Ort unterstützt, damit diese langfristig unabhängig agieren können. Der Vortrag von Bruno Wenn wird sich neben den unterschiedlichen Ansätzen der Entwicklungspolitik und -ökonomie vor allem mit der Arbeit der DEG zur Förderung der Privatwirtschaft vor Ort auseinandersetzen.

Zeit umzudenken? – Die plurale Ökonomik

Ringvorlesung im Frühjahrs-/Sommersemester 2017

Die Zukunft der Geschichte?

Dr. Philip Plickert | 22. Februar 2017

Referent

Nach dem Abschluss an der London School of Economics in Wirtschaftsgeschichte hat Dr. Plickert über die ideengeschichtliche Entwicklung des Neoliberalismus geforscht und die Dissertation „Wandlungen des Neoliberalismus“ verfasst. Als Graduiertenstipendiat der Hanns-Seidel-Stiftung arbeitete er neben dem Studium als freier Mitarbeiter bei verschiedenen Zeitungen. Seit April 2007 ist er Wirtschaftsredakteur der F.A.Z. und erhielt 2009 den Ludwig-Erhard-Förderpreis für Wirtschaftspublizistik sowie 2010 den Bruckhaus-Förderpreis der Hanns Martin Schleyer-Stiftung. „Der Volkswirt“ im F.A.Z.-Wirtschaftsteil wird von Dr. Plickert betreut. Des Weiteren unterrichtet er als Lehrbeauftragter für VWL an den Universitäten Frankfurt und Siegen.

Abstract

Kaum eine Wissenschaft ist so einflussreich und mächtig wie die Wirtschaftswissenschaft. Doch sie steckt in einer Glaubwürdigkeits- und Vertrauenskrise. Die vielfältige Kritik richtet sich gegen realitätsferne Modelle, Mathematisierung als Selbstzweck und ein zu eindimensionales Menschenbild des Homo Oeconomicus. Viele Mainstream-Ökonomen blenden institutionelle, politische, historische und andere sozialwissenschaftliche Fragen aus. Studierende kritisieren zu viel Formelpaukerei und zu wenig Gelegenheit für kritisches Nachdenken und Diskutieren. In diesem Vortrag wird Dr. Philip Plickert Thesen aus seinem jüngst erschienenen Buch „Die VWL auf Sinnsuche“ vorstellen. Er plädiert dafür, besonders die Wirtschafts- und Finanzgeschichte sowie die Dogmengeschichte in der universitären Lehre neu zu beleben und mehr wertzuschätzen.

Finanzkrise und Wirtschaftswissenschaften – Zwischen Ignoranz und Reflexion

APL. Prof. Dr. Dr. Helge Peukert | 15. März 2017

Referent

Prof. Dr. Dr. Helge Peukert ist deutschlandweit einer der führenden Experten für die Lehren aus der Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise. Er ist Mitglied im Beirat von attac Deutschland und kommentierte bereits das aktuelle Wirtschaftsgeschehen im Deutschlandfunk. Seit 2006 war er als außerplanmäßiger Professor für Finanzwissenschaft und Finanzsoziologie an der Universität Erfurt tätig, seit Oktober 2016 lehrt und forscht er an der Uni Siegen. Als Mitherausgeber des Buches „Die Scheuklappen der Wirtschaftswissenschaft – Postautistische Ökonomik für eine pluralistische Wirtschaftslehre“ thematisierte er das im Vortrag behandelte Thema bereits im Jahr 2006. Zudem verfasste er Bücher wie: „Die große Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise: eine kritisch-heterodoxe Untersuchung“ und „Das Moneyfest: Ursachen und Lösungen der Finanzmarkt- und Staatsschuldenkrise.“

Abstract

Insbesondere nach Ausbruch der Finanzkrise wurde häufig ein Versagen der Wirtschaftswissenschaften diagnostiziert. Auch in der Lehre sowie den Lehrbüchern lasse sich viel „Hokuspokus“ finden. Werden die Studenten tatsächlich einseitig indoktriniert? Beruhen die Wirtschaftswissenschaften insgesamt auf falschen Fundamenten? Wie könnte eine pluraler ausgerichtete Lehre und Forschung aussehen? Könnten Krisen damit besser prognostiziert und entsprechende Regulierungsdesigns entwickelt werden? Professor Peukert wird zu diesen Fragen aus plural-heterodoxer Perspektive Antworten geben und zu einer kontroversen Diskussion anregen.

Krise des Geldsystems – Vollgeld als Ausweg

Prof. Dr. Joseph Huber

Referent

Der gebürtige Mannheimer Prof. Dr. Huber ist deutschlandweit einer der wichtigsten und bekanntesten Vorreiter bezüglich des Vollgeld-Konzepts. Außerdem forschte er zudem in den Bereichen: Ökologische Modernisierung und technologische Umweltinnovationen, Lebenszyklusanalyse und evolutive Dynamik moderner Gesellschaften. Darüber hinaus lehrte er zu Themen der Geld- und Finanzsoziologie, der Weltsystem-, Entwicklungs- und Modernisierungs­theorie, der Wirtschafts- und Arbeits­markt­soziologie sowie zu Sozialstaat und Sozialpolitik. Zusätzlich hat Prof. Dr. Huber wiederholt die Politik in Themen wie der Technologie- und Innovationspolitik sowie der Beschäftigungs-, Sozial- und Gesell­schafts­politik beraten. Er ist Gutachter für nationale und internationale Zeitschriften sowie Forschungsförderstellen und veröffentlichte selbst als Mitherausgeber zahlreiche Zeitschriften und Buchreihen.

Abstract

Das bestehende Geld- und Bankensystem ist krisenanfällig, das Geld unsicher. Grund: Das Giralgeld der Banken unterliegt praktisch keiner Begrenzung. Die überschießende Gelderzeugung führt ggf zu Inflation, heute vor allem aber zu Asset Inflation, Finanzmarktblasen und Überinvestment- und Schuldenkrisen.
Eine Vollgeldreform ersetzt das Giralgeld der Banken durch Vollgeld der Zentralbank. Das Geld würde sicher, Inflation/Deflation oder Asset Inflation und Finanzkrisen könnte besser vorgebeugt werden, und der Geldschöpfungsgewinn käme den öffentlichen Kassen bzw den BürgerInnen zugute.

Keynes und seine Kinder

Prof. Dr. Arne Heise | 26. April 2017

Referent

Nach seiner Habilitation mit „summa cum laude“ begann er im Jahr 1998 als Privatdozent an der Universität Bremen. Nach mehreren Stellen als Gastwissenschaftler lehrt und forscht er seit 2002 an der Universität Hamburg am Department für Wirtschaft und Politik (DWP). Zunächst im Fachbereich Finanzwissenschaft, seit 2009 ist Prof. Dr. Heise im Fachbereich Sozialökonomie tätig. Zudem ist er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von attac Deutschland, Autor beim „ipg-journal“ und Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Er veröffentlichte mehrere Bücher und Papers u.a.: „Dreiste Elite: Zur Politischen Ökonomie der Modernisierung“ und „Arbeitslosigkeit und Ungleichheit in verschiedenen Kapitalismusmodellen“. Herr Prof. Dr. Arne Heise ist deutschlandweit einer der wichtigsten und bekanntesten Vertreter des Postkeynesianismus.

Abstract

Im Jahr 1936 veröffentlichte John Maynard Keynes seine ‚Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes‘, mit der er selbst beanspruchte, „die Art und Weise zu revolutionieren, wie die Welt über die Ökonomik denkt“. Tatsächlich begann kurz danach die Auseinandersetzung der Ökonomenzunft damit, was Keynes in seiner ‚Allgemeinen Theorie‘ gemeint haben könnte, denn einerseits ist sein Werk alles andere als leicht zugänglich, andererseits schwankt Keynes selbst zwischen wissenschaftlicher Revolution und Kontinuität. In einer langen Phase der Erkenntnissuche bildeten sich verschiedene Keynesianismen heraus, die sowohl tragende Teile des neoklassischen Mainstreams wurden wie auch Hauptprotagonisten des heterodoxen Non-Mainstreams. Wir wollen die verschiedenen Keynesianismen kennenlernen und nach ihrem Beitrag für eine pluralistische Wirtschaftswissenschaft befragen.

Die Podiumsdiskussion

10. Mai 2017

Abstract

Die Volkswirtschaftslehre – eine Monokultur des Konventionellen? Realitätsverlust aufgrund von mathematischen Modellen? Die fehlende Vorhersage der Finanzkrise wurde sogar von der Queen kritisiert. Und jetzt? Selbstzweifel und Seelenforschung? – Nein. Die Lehre der Volkswirtschaft ist nicht am Abgrund. Doch das Warum interessiert uns. Wie reformbedürftig ist unser Studienfach wirklich? Das Ziel unserer Ringvorlesung ist, einen facettenreichen Einblick in neue Herangehensweisen der Volkswirtschaftslehre zu gewinnen. Umso mehr freuen wir uns auf die Premiere unserer Podiumsdiskussion, geleitet von Dr. Brigitte Preissl, Leiterin des Bereichs Wissenstransfer Wirtschaftswissenschaften und Chefredakteurin für den Wirtschaftsdienst und Intereconomics bei der ZBW.

Prof. Dr. Silja Graupe
Vize-Präsidentin und Leiterin des Instituts der Ökonomie (Cusanus Hochschule)

Dr. Christoph Gran
ehemaliger Vorstand des Netzwerks Plurale Ökonomik (Universität Heidelberg)

Prof. Dr. Henrik Orzen
Studiendekan der Abteilung VWL (Universität Mannheim)

Simon Schulten
viertes Master-Semester VWL, seit 2011 in der Fachschaft VWL (Universität Mannheim)

Postmodern, Postautistisch, Postfaktisch – It’s Economics, stupid!

Prof. Dr. Lars Feld | 31. Mai 2017

Referent

Prof. Dr. Feld ist seit 2010 Universitätsprofessor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Albert-Ludwigs-Univer­si­tät Freiburg und Direktor des Walter-Eucken-Instituts. Er ist zudem ständiger Gastprofessor am Zentrum für Europäische Wirtschafts­­for­schung (ZEW) Mannheim, Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (einer der fünf Wirtschaftsweisen), Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen und Mitglied des Unabhängigen Beirats beim Stabilitätsrat und Sprecher des Kronberger Kreises (Wissenschaftlicher Beirat der Stiftung Marktwirtschaft). Im Jahr 2007 wurde er als Sachverständiger für die Kommission von Bundestag und Bundesrat zur Modernisierung der Bund-Länder-Finanzbe­zie­hun­gen (Föderalismuskommission II) benannt und wirkte somit beratend an der neuen deutschen Schuldenbremse mit.

Im Sommer 2013 wurde er von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in einem Ranking zum einflussreichsten deutschen Ökonomen gekürt.

Abstract

Besteht ein Wissenschaftsversagen durch übertriebene und unrealistische Ansprüche an die Wirtschaftswissenschaften? Eine Vorhersage der einzig gültigen Wahrheit wird gefordert, ist aber nicht erreichbar und hat daher verringerte Glaubwürdigkeit zur Folge. Das Ziel sollte sein, bestehende differenzierte Kenntnisse über ökonomische Zusammenhänge evidenzbasiert zu liefern. Methodische Rigorosität ist dabei entscheidend. Die Bringschuld der Ökonomen gegenüber der Gesellschaft besteht aber darin, neben der Mathematik als einer Sprache, diese Zusammenhänge allgemein verständlich darzustellen. Die Forderung nach einem Pluralismus der Methoden wird bereits vielfach umgesetzt. Dies wird aber leider zu wenig erkannt. Warum und woran das liegt? Der Vortrag von Prof. Dr. Lars P. Feld mit anschließender offener Diskussion wird diese und viele weitere Fragen versuchen zu beantworten.

Soziale Ungleichheit

Ringvorlesung im Herbst-/Wintersemester 2016

Umsteuern zu mehr Gleichheit

Dr. Dietmar Bartsch | 14. September 2016

Referent

Dr. Dietmar Bartsch ist Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE. und Oppositionsführer im 18. deutschen Bundestag. Er studierte Politische Ökonomie an der Hochschule für Ökonomie in Berlin, 1990 erfolgte seine Promotion zum Dr.rer.oec. an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften in Moskau. Er war bislang als Bundesschatzmeister, Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter der PDS sowie als Bundesgeschäftsführer der Partei DIE LINKE. und als stellvertretender Vorsitzender der Linksfraktion tätig. Dr. Bartsch wird zum reformorientierten Flügel der Partei gezählt.

Abstract

Wir finden ökonomische Ungleichheit als globale Struktur vor. Ungleichheit prägt auch die Beziehungen zwischen den Ländern in der Europäischen Union. Ein wichtiges Instrument, das der wachsenden Ungleichheit entgegenwirken kann, ist die Umverteilung durch die Steuerpolitik. Gegenwärtig wird Ungleichheit durch die Steuerpolitik eher befördert. Das führt auch zu einer nachlassenden Investitionstätigkeit des Staates und zieht so öffentliche Infrastrukturen in Mitleidenschaft. Dieses deutsche Modell ist im Zuge der Eurokrise exportiert worden und führt in den betroffenen Staaten zu weiterer Verarmung. Eine der Reaktionen ist auch der Rechtspopulismus. Er ist eine Form der Auflehnung, aber er richtet sich gegen die Falschen. Es ist für die Demokratie wichtig, dieses Phänomen und seine Ursachen zu verstehen.

Zerstören einfache Wahrheiten die Demokratie? – Das Beispiel der Energiewende und ihrer sozialen und wirtschaftlichen Verträglichkeit

Prof. Dr. Felix Ekardt, LL.M., M.A. | 12. Oktober 2016

Referent

Prof. Dr. Felix Ekardt ist seit Anfang 2009 Gründer und Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik in Leipzig und Berlin. Ferner ist er Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Universität Rostock und zugleich Long-term Fellow am Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover (FIPH). Seine Expertise reicht von humanwissenschaftlicher Nachhaltigkeitsforschung, Menschenrechtsforschung, Nachhaltigkeits- und Umweltrecht bis hin zur Entwicklung von konkreten Politikinstrumenten. Gelegentlich ist er seit 2002 Gastdozent an der Universität Leipzig (Philosophische Fakultät) und seit 2008 an verschiedenen chinesischen Universitäten in Beijing und Tianjin.

Abstract

Aktuelle Entwicklungen wie der Brexit oder der aufkommende Rechtspopulismus scheinen einen Trend bei Bürgern und Politikern zu einfachen Wahrheiten zu belegen. Näher betrachtet handelt es sich dabei weniger um einen Trend als vielmehr um ein – psychologisch komplex erklärbares – Grundphänomen, das verschiedene menschliche Bedürfnisse bedient. Der Vortrag erörtert diesen Sachverhalt exemplarisch anhand der Energie- und Klimawende. Vordergründig erscheint sie vielen als nett oder sogar dringlich und im Konkreten als unsozial und unwirtschaftlich. Bei genauer Betrachtung erweist sich jedoch das genaue Gegenteil als zutreffend: Wirtschaftlicher Erfolg und sozialer Ausgleich im 21. Jahrhundert erfordern zwingend einen Klimaschutz, der kurzfristig die fossilen Brennstoffe überwindet. Und zwar nicht nur beim Strom, auf den alle einseitig schauen, sondern auch bei Wärme, Mobilität, Dünger oder Kunststoffen.

Reformalternativen der Grundsicherung im Sozialstaat

Prof. Dr. Viktor Steiner | 26. Oktober 2016

Referent

Prof. Dr. Viktor Steiner hat den Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insb. Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik an der Freien Universität Berlin inne und war bis 2010 Leiter der Forschungsabteilung „Staat“ am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Empirische Finanzwissenschaft, Sozialpolitik, Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik, Angewandte Mikroökonometrie und Mikrosimulation. Viktor Steiner promovierte 1990 an der Universität Linz und habilitierte sich 2001 an der Goethe-Universität Frankfurt/Main für Volkswirtschaftslehre und Ökonometrie. Er war unter anderem als Konsulent für die OECD, die EU Kommission und die Weltbank tätig und ist Mitglied im Ausschuss für Sozialpolitik und im Ausschuss für Bevölkerungsökonomie des Vereins für Socialpolitik.

Abstract

Im Sozialstaat besteht ein Zielkonflikt zwischen der Höhe der bedarfsgeprüften Grundsicherung, den finanziellen Anreizen zur Aufnahme einer Beschäftigung im Niedriglohnbereich und den fiskalischen Kosten der Förderung von Beschäftigung in diesem Bereich („Sozialstaatsdilemma“). Ausgehend von einer Diskussion der Relevanz des Sozialstaatsdilemmas in Deutschland werden im ersten Teil des Vortrags diese Reformen hinsichtlich ihrer Beschäftigungs- und Verteilungswirkungen kritisch bewertet. Anschließend werden aktuelle Vorschläge aus Wissenschaft und Politik zur besseren Vereinbarkeit von Grundsicherung und dem Beschäftigungsziel („Kombilohnmodelle“) sowie eines „bedingungslosen Grundeinkommens“ dargestellt und deren potentiellen Beschäftigungs- und Verteilungswirkungen für Deutschland bewertet.

Gender (In-)Equality

Marion Lieser | 9. November 2016

Referentin

Marion Lieser hat im Januar 2012 die Geschäftsführung des Oxfam Deutschland e. V. übernommen. Sie hat im Laufe ihrer Karriere Erfahrungen in der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit genauso wie im Profit- und Non-Profit-Sektor gesammelt. Frau Lieser hat Sozialpädagogik/ Sozialarbeit, Soziologie und Umweltwissenschaften studiert und war während ihres gesamten Berufslebens im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland und im Ausland tätig.
Marion Lieser arbeitete unter anderem für den Deutschen Entwicklungsdienst (DED) im Bereich Frauen- Förderung und Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen im Sudan und Kenia, für die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW), für die Consulting-Firma EPOS Health Management und für die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Tansania als integrierte Fachkraft für die Beratung der Leitung des größten zivilgesellschaftlichen Dachverbandes des Landes.

Abstract

Eine der ältesten und allgegenwärtigsten Formen sozialer Ungleichheit ist diejenige zwischen Männern und Frauen. Die extreme Ungleichheit hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen: 2015 besaßen nur 62 Einzelpersonen genauso viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Gleichzeitig sind 70 Prozent der weltweit in extremer Armut lebenden Menschen Frauen. Damit sich dies verändert brauchen Frauen und Mädchen Chancengleichheit und Gleichberechtigung – nicht nur auf dem Papier. Der Vortrag skizziert die Dimensionen von Gender (In-)Equality sowie ihre Verknüpfungen mit ökonomischer und sozialer Ungleichheit, insbesondere unter entwicklungspolitischer Perspektive. Dabei wird ein Augenmerk auf Lösungswege und praktische Beispiele aus der Arbeit von Oxfam gelegt.

Wie viel Ungleichheit verträgt die soziale Marktwirtschaft?

Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio | 23. November 2016

Referent

Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio ist seit 2003 Universitätsprofessor für öffentliches Recht an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Er war von 1970 bis 1980 Kommunalverwaltungsbeamter bei der Stadt Dinslaken und im Anschluss Richter beim Sozialgericht Duisburg. 1987 folgte die Promotion in Rechtswissenschaften sowie 3 Jahre später eine weitere Promotion in Sozialwissenschaften. 1993 habilitierte Di Fabio an der Universität Bonn. Zwischenzeitlich war er als Professor an den Universitäten Münster, Trier und München tätig. Im Jahr 1999 wurde er zum Richter des Bundesverfassungsgerichts im zweiten Senat ernannt und übte dieses Amt 12 Jahre aus. Er ist unter anderem Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste.

Abstract

Die soziale Marktwirtschaft ist das europäische Wirtschaftsmodell. Unter den Bedingungen der Globalisierung und digitalisierter neuer Wertschöpfungsketten wachsen Chancen für die einen, während andere als Modernisierungsverlierer erscheinen. Was ist an einer solchen Einschätzung richtig? Mit welchen Konsequenzen ist zu rechnen und wie kann ein ausgewogener normativer Rahmen rekonstruiert werden?

Brexit, Sozialsystem und offene Grenzen

Prof. em. Dr. Wolf Schäfer | 30. November 2016

Referent

Prof. em. Dr. Wolf Schäfer war bis 2006 Inhaber des Lehrstuhls für Theoretische Volkswirtschaftslehre und Vizepräsident der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Er ist Co-Direktor am Europa-Kolleg der Universität Hamburg und Vorsitzender der Hayek-Gesellschaft.  Seine bevorzugten Forschungsbereiche sind: Europäische Integration, Institutionenökonomie, Theorie und Politik der Außenwirtschaft.

Abstract

Das britische Votum für einen Brexit hat viele Gründe. Ein wichtiger ist die offensichtliche institutionelle Reformabstinenz der EU. Großbritannien als zweitgrößter Nettozahler ist zudem nicht mehr bereit, die sich aufgrund der ökonomischen und sozialen Ungleichheiten innerhalb der EU expandierenden Transferzahlungen und Haftungslasten mitzutragen, die sich auch durch die Flüchtlingskrise offenbaren. Vertragen sich offene Grenzen mit einem offenen Sozialsystem? Und wer ersetzt jetzt die subsidiär orientierten Briten im Kontrast zu dem eher zentralistisch ausgerichteten Integrationsansatz Frankreichs und den romanischen EU-Staaten? Die EU steht vor der Aufgabe signifikanter Institutioneller Reformen.

Flucht und Migration

Ringvorlesung im Frühjahrs-/Sommersemester 2016

Die neue Völkerwanderung

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn | 2. März 2016

Referent

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn ist seit 1994 Inhaber des Lehrstuhls für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und zudem seit 1999 Präsident des ifo-Instituts. Im Anschluss an Promotion, Habilitation und eine Tätigkeit als Wissenschaftlicher Assistent, jeweils an der Universität Mannheim, erhielt er seine erste Berufung als Professor an der University of Western Ontario in Kanada, bevor er Ordinarius an der LMU wurde. Professor Sinn zählt nicht nur zu den forschungsstärksten deutschsprachigen Ökonomen, sondern ist durch seine Buchveröffentlichungen und seine Präsenz in den Medien auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Ende März 2016 verabschiedet er sich in den Ruhestand, sein Nachfolger wird der bisherige Präsident des ZEW in Mannheim, Prof. Dr. Clemens Fuest.

Abstract

Aus ökonomischer Sicht gibt es für die freie Bewegung von Arbeitskräften nicht nur innerhalb eines Landes, sondern auch über die Grenzen hinweg gute Gründe. Migration ist für die beteiligten Volkswirtschaften positiv, wenn sie durch Lohn- und Produktivitätsunterschiede ausgelöst wird, doch wird sie verzerrt, wenn sie außerdem durch Nettotransfers des Staates angeregt wird, wie in Form sozialstaatlicher Leistungen, Steuern und einer frei verfügbaren Infrastruktur.

Derzeit führt auch die demographische, wirtschaftliche und politische Entwicklung in Ländern außerhalb Europas zu einer verstärkten Zuwanderung aus diesen Nachbarregionen nach Europa, insbesondere nach Deutschland. Das kann zu einem Abschreckungswettbewerb zwischen den möglichen Zielländern führen und den Sozialstaat erodieren.

Hat der Brain Drain auch Gewinner?

Dr. Benjamin Elsner | 16. März 2016

Referent

Dr. Benjamin Elsner forscht seit 2012 am Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn und ist dort seit 2014 Senior Research Associate und stellvertretender Programmdirektor für Migration. Im Anschluss an sein Diplomstudium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Regensburg wurde er am Trinity College Dublin, Irland, promoviert. In der Forschung befasst er sich hauptsächlich mit Migration sowie sozialen Netzwerken und nimmt in deutschen und internationalen Medien zu den Themen Migration und Integration Stellung.

Abstract

Die Auswanderung der besten Köpfe, auch genannt ‚Brain Drain‘, stellt für viele Entwicklungsländer eine Herausforderung dar. In den Medien wird dieser oft als Verlustgeschäft für Entwicklungsländer und die gesamte Welt dargestellt. Dabei können sowohl die Herkunfts- als auch die Zielländer vom Brain Drain profitieren. Dieser Vortrag beleuchtet, unter welchen Bedingungen es zu diesen Gewinnen kommt, und präsentiert erste Ergebnisse einer empirischen Studie, welche die globalen Effizienzgewinne des Brain Drain abschätzt.

Die Flüchtlingskrise: Chancen, Risiken, Handlungsansätze aus fiskalischer und kommunaler Sicht

Prof. Dr. Marc Hansmann | 27. April 2016

Referent

Prof. Dr. Marc Hansmann ist seit 2007 Stadtkämmerer und Ordnungsdezernent der Landeshauptstadt Hannover. Zuvor war er Beamter im Bundesfinanzministerium und Unternehmensberater in einer großen Unternehmensberatung. Nebenamtlich ist Herr Dr. Hansmann seit langem Lehrbeauftragter am Institut für Öffentliche Finanzen der Leibniz Universität Hannover und Honorarprofessor an der Kommunalen Hochschule für Verwaltung in Niedersachsen. Seine Veröffentlichungen umfassen zahlreiche Bücher und Artikel insbesondere zu den Themen „Staatsverschuldung“, „Kommunalfinanzen“ und „Verwaltungsreform“.

Abstract

Der Zuzug von Flüchtlingen hat Deutschland im letzten Jahr kalt erwischt. Die Verwaltungen von Bund und Ländern waren völlig überfordert. Die organisatorische (und finanzielle) Hauptlast blieb bei den Kommunen hängen, die dies nach anfänglichen Schwierigkeiten gut gemeistert haben. Die Konfliktfelder laufen zwischen den Staaten der EU über die Verteilung der Flüchtlinge, zwischen den deutschen Gebietskörperschaften über die Verteilung der Finanzierungslasten und zwischen den Parteien über die Frage, wie der Zuzug zu begrenzen sei. Mittelfristig besteht die wichtigste Herausforderung in der Integration der Flüchtlinge. Dabei bestehen große Chancen, aber auch erhebliche Risiken.

Warum versagt der Norden im Süden? – weil er auch im Norden versagt!

Prof. Dr. Heiner Flassbeck | 11. Mai 2016

Referent

Prof. Dr. Heiner Flassbeck war von 2003 bis zu seinem Abschied in den Ruhestand im Jahr 2012 Direktor der Abteilung „Globalisierung und Entwicklungsstrategien“ bei der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) in Genf. Zuvor war er unter anderem Leiter der Abteilung Konjunktur am DIW in Berlin sowie Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und wurde im Jahr 2005 von der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik zum Honorarprofessor berufen. Darüber hinaus ist Prof. Dr. Flassbeck Autor mehrerer ökonomischer Sachbücher und zahlreicher weiterer Publikationen, wodurch er auch außerhalb von Fachkreisen Bekanntheit erlangt hat.

Abstract

Seit Beginn des starken Zustroms von Flüchtlingen ist von deutschen Politikern immer wieder und laut die Forderung zu vernehmen, etwas in den Herkunftsländern der Flüchtlinge zu tun, um die Lage dort zu verbessern. Viel zu lange hat sich das offizielle Deutschland jedoch nicht für die Probleme der Entwicklungsländer interessiert. Eine miserable ökonomische Situation breiter Bevölkerungsschichten und die vollkommene Perspektivlosigkeit der Menschen, diese Situation in ihren Ländern auf friedlichem Weg spürbar verändern zu können, sind jedoch die Hauptursachen für Kriege, Bürgerkriege und Flüchtlingsströme. Es muss sich daher in erster Linie um die Lösung der makroökonomischen Probleme bemüht werden. Und das setzt voraus, dass man ihre Ursachen vorurteilslos analysiert, also etwa Dogmen wie den Wettbewerb um jeden Preis oder den Freihandel, die Freiheit der Devisenmärkte und die Liberalisierung der Kapitalmärkte in Frage stellt.

Die volkswirtschaftlichen Konsequenzen der Migration für die Bundesrepublik Deutschland

Prof. Dr. André Schmidt | 25. Mai 2016

Referent

Prof. Dr. Heiner Flassbeck war von 2003 bis zu seinem Abschied in den Ruhestand im Jahr 2012 Direktor der Abteilung „Globalisierung und Entwicklungsstrategien“ bei der Handels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) in Genf. Zuvor war er unter anderem Leiter der Abteilung Konjunktur am DIW in Berlin sowie Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und wurde im Jahr 2005 von der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik zum Honorarprofessor berufen. Darüber hinaus ist Prof. Dr. Flassbeck Autor mehrerer ökonomischer Sachbücher und zahlreicher weiterer Publikationen, wodurch er auch außerhalb von Fachkreisen Bekanntheit erlangt hat.

Abstract

Seit Beginn des starken Zustroms von Flüchtlingen ist von deutschen Politikern immer wieder und laut die Forderung zu vernehmen, etwas in den Herkunftsländern der Flüchtlinge zu tun, um die Lage dort zu verbessern. Viel zu lange hat sich das offizielle Deutschland jedoch nicht für die Probleme der Entwicklungsländer interessiert. Eine miserable ökonomische Situation breiter Bevölkerungsschichten und die vollkommene Perspektivlosigkeit der Menschen, diese Situation in ihren Ländern auf friedlichem Weg spürbar verändern zu können, sind jedoch die Hauptursachen für Kriege, Bürgerkriege und Flüchtlingsströme. Es muss sich daher in erster Linie um die Lösung der makroökonomischen Probleme bemüht werden. Und das setzt voraus, dass man ihre Ursachen vorurteilslos analysiert, also etwa Dogmen wie den Wettbewerb um jeden Preis oder den Freihandel, die Freiheit der Devisenmärkte und die Liberalisierung der Kapitalmärkte in Frage stellt.